Geldgeber von Simon Adam unter Beschuss
Verschiedene Lieferanten der Essen und Kunst by Adam und Co. GmbH erwägen rechtliche Schritte gegen deren Investoren.
Mehrere Hunderttausend Franken: So hoch sollen die offenen Forderungen gegenüber der Essen und Kunst by Adam und Co. GmbH sein, wie mehrere Gläubiger gegenüber den SN sagen. Seit Anfang der Woche liegt im Konkursamt Schaffhausen der sogenannte Kollokationsplan auf, in dem aufgelistet ist, welche Forderungen von welchen Gläubigern gutgeheissen wurden. Die meisten Personen sprechen aber nur ungern über Simon Adam. Im Laufe der Recherchen der SN geben verschiedene Gläubiger Einblick in ihre Forderungen. Niemand will aber seinen Namen in einem Artikel lesen. Ein Lieferant von Küchenutensilien spricht beispielsweise von offenen Rechnungen in Höhe von 25 000 Franken. Im Gespräch gibt er sich entsprechend erbost. Ein weiterer Lieferant aus dem Schaffhauser Umland spricht davon, «glücklicherweise einen nur einstelligen Tausenderbetrag» verloren zu haben. Das Unternehmen sei glimpflich davongekommen.
Andere Firmen hat es mit voller Wucht getroffen: Die Mitinhaberin eines kleineren Geschäfts spricht von knapp 10 000 Franken Schaden. «Für die Grösse unse-res Unternehmens ist das eine enorme Summe», sagt sie gegenüber den SN. «Es wurde so viel bestellt, dass wir sogar zusätzliches Personal einstellten.» Sie habe an alle Betriebe von Simon Adam geliefert. «Er war ein guter Kollege von mir», sagt die Frau.
«Wir wollen wissen, welche Kenntnisse die Gesellschafter hatten.»
Mäni Frei, Verwaltungsrat Berggeist AG
Und plötzlich stand man in der Zürcher Landgemeinde ohne Aufträge und mit unbeglichenen Geldforderungen da. Mitte Juni 2017 trat der junge, aufstrebende Gastronom Adam nämlich von all seinen Funktionen in der «Essen und Kunst»-Gruppe zurück. «Dabei hatte ich ihn noch gewarnt, sich nicht zu übernehmen», erzählt die Lieferantin. Die Firmengruppe von Adam umfasste aber weit mehr als nur den Schaffhauser Ableger «by Adam und Co.». Ebenfalls beteiligt war Adam an der Gesellschaft «Essen und Kunst bei Löwen» in Winterthur, an der «Essen und Kunst bei Bären» in Langnau im Emmental sowie an «Essen und Kunst La Lentille» im basellandschaftlichen Binningen.
Konkursverfahren laufen
Alle diese Gesellschaften haben gemäss Handelsregisterauszügen Konkurs angemeldet. In Binningen wurde das Verfahren am 8. März mangels Aktiven eingestellt. Gegen die Winterthurer Gesellschaft wurde das Verfahren erst vor gut eineinhalb … Monaten eröffnet. Das Konkursamt gibt auf Anfrage bekannt, dass man erst am Anfang stehe und noch nicht klar sei, ob das Verfahren durchgeführt oder eingestellt werde. Das Unternehmen im Emmental befindet sich seit dem 23. August 2017 in Liquidation. Auch dort liegt aktuell der Kollokationsplan zur Einsicht auf dem Konkursamt in Langenthal auf. Das Konkursverfahren in Schaffhausen läuft seit dem 20. November 2017.
Des Weiteren ist auch eine Strafanzeige gegen Simon Adam persönlich hängig. Im letzten Jahr wurde er von der Investorenfamilie Bangerter, dem wohl wichtigsten Geldgeber der «Essen und Kunst»-Gruppe, wegen Betrug, Veruntreuung und Diebstahl angezeigt. Auf Nachfrage sagte die Staatsanwaltschaft Winterthur Unterland, dass die polizeilichen Ermittlungen noch liefen.
«Aufsichtspflicht verletzt»
Nun könnte es aber zu einem weiteren Rechtsverfahren kommen. Und zwar gegen die oben genannten Investoren, die in allen «Essen und Kunst»-Unternehmen als Gesellschafter beteiligt waren. Einige Lieferanten, die auf unbezahlten Rechnungen sitzen, wollen sich zusammentun und gegen die Gesellschafter vorgehen. «Es ist eine Sauerei», sagt ein Lieferant. «Der ‹Güterhof› in Schaffhausen und das Restaurant Strauss in Winterthur wurden querfinanziert – und wir haben viel verloren.» Mutmasslich sei auf nicht nachvollziehbaren Wegen Geld zwischen den Betrieben hin- und hergeschoben worden.
Auch Mäni Frei, Verwaltungsratspräsident der Berggeist AG, der Betreiberin der Bergtrotte Osterfingen, sagt gegenüber den SN, dass man sich rechtliche Schritte vorbehalte. «Wir wollen wissen, welche Kenntnisse die Gesellschafter hatten», sagt er. Gewisse Dinge seien nicht sauber gelaufen, vermutet er. «Deshalb wollen wir wissen, wo das Geld genau durchgeflossen ist.» Im Raum steht eine Pflichtverletzung der Geldgeber. Frei bestätigt zudem, dass man sich unter den Geschädigten gegenseitig unterstütze und gemeinsam vorgehen wolle.
In einer schriftlichen Anfrage haben die SN Thomas Bangerter mit den Vorwürfen konfrontiert. Er antwortete: «Aufgrund laufender Verfahren gegen Simon Adam wegen unlauterer Geschäftsführung, Urkundenfälschung und Betrug können wir zu diesen Fragen zurzeit keine Stellung nehmen.»