Alle Änderungen der neuen SN im Überblick
Zwölf Jahre lang erschienen die «Schaffhauser Nachrichten» mehr oder weniger im gleichen Kleid. Höchste Zeit für etwas frischen Wind in der Gestaltung, aber auch bei den Inhalten.
Zwölf Jahre alt ist das Layout der SN. Für die Redaktionsleitung war klar: Es ist Zeit, dem Erscheinungsbild der Zeitung eine Frischzellenkur zukommen zu lassen. «Das alte Layout hat sich gut gehalten, aber jetzt ist die Zeit reif für ein komplettes Redesign», sagt Sandro Stoll, stellvertretender Chefredaktor der «Schaffhauser Nachrichten». Den Ideenwettbewerb gewann Katja Hösli, die schon 2006 die Zeitung neu gestaltet hatte, gegen ein Zürcher Büro.
Doch bevor die Gestalterin überhaupt zum Zuge kam, war zuerst einmal Denkarbeit angesagt. Wie sollen die SN präsentiert werden? Was für Inhalte wollen wir? Und was wollen wir nicht mehr? Wer sich für ein Design entscheidet, muss sich zuerst im Klaren sein, was überhaupt zu dieser Zeitung passt. Im Grundsatz war schnell klar: Für eine Revolution gibt es keinen Anlass. Die Überarbeitung des Zeitungsdesigns soll vielmehr eine Evolution werden – man soll die «Schaffhauser Nachrichten» auch in Zukunft erkennen. Das Layout soll klassisch-modern sein, aber gleichzeitig mehr Flexibilität bieten, als wir es bisher hatten – um es in Kürzestform zusammenzufassen.
Nachgefragt «Natürlich haben wir auch viel experimentiert»
Wenn es um Zeitungsdesign geht, ist sie eine feste Grösse in der Schweiz: Katja Hösli hat schon so manches Printprodukt überarbeitet. Nun hat sie das SN-Layout neu gestaltet.
Katja Hösli, etwas mehr als ein halbes Jahr haben Sie mit der SN- Redaktionsleitung am neuen Zeitungskleid gearbeitet. Wo war es in Ihren Augen am nötigsten, nach zwölf Jahren Hand anzulegen?
Es gibt da nicht eine spezifische Stelle oder einen Leidensdruck. Vielmehr ist es das Gesamtbild, das einfach in die Jahre gekommen ist. Das ist ein bisschen wie mit dem Wohnzimmer – die Gewohnheiten ändern sich, die Kinder ziehen aus, und irgendwann braucht es ein paar neue Möbelstücke und frische Farbe. Wobei die Grundbedürfnisse der Bewohner bleiben.
Gab es eine Richtschnur oder einen Leitsatz für Ihre Arbeit an diesem Relaunch?
Eine Richtschnur im Sinne einer engeren Vorgabe gab es nicht. Wir haben uns in den Vorgesprächen Gedanken gemacht, wie die DNA der SN die neue Form beeinflusst und prägt. Uns war wichtig, dass das neue Layout nicht aufgesetzt und auch nicht wesensfremd wirkt, son- dern vielmehr an die vorhandenen Strukturen anschliesst und diese weiterentwickelt. Aber natürlich ha- ben wir auch viel experimentiert.
Sie waren ja schon für die letzte Layoutüberarbeitung verantwortlich. Machte das Ihre Aufgabe einfacher oder schwieriger?
Das hat Vor- und Nachteile. Sicherlich gehört zu den Vorteilen, dass man das Unternehmen und seine Kultur schon kennt und vielleicht auch den einen oder anderen im Team. Aber einer Überarbeitung eines Konzeptes geht immer eine gründliche Analyse voraus, die die Grundlage für eine Neuausrichtung bildet. Das verhält sich im Zeitungslayout nicht anders als bei der Weiterentwicklung eines anderen Produktes im Markt. Wer das zu überarbeitende Layout in der Vergangenheit entwickelt hat und wie es sich über die Jahre verändert hat, wirkt sich auf den Prozess nur am Rande aus. Was nicht ausschliesst, dass es die eine oder andere Anekdote provoziert.
Der markante Kopf der Zeitung mit der Frakturschrift bleibt bestehen. Hätte es Sie nicht gereizt, dafür etwas komplett anderes zu entwickeln?
Das gehört natürlich in den Experimentalbereich eines solchen Projektes. Natürlich haben wir uns eine Spielwiese kultiviert, auf der wir sehr experimentelle Ausflüge unternommen haben, was übrigens sehr inspirierend wirken kann. Aber letztlich gilt die Konzentration dann doch dem Original, das historisch verankert ist und die Strahlkraft einer echten Printmarke hat.
Sie schauen Zeitungen mit anderen Augen an als der gewöhnliche Leser. Gibt es ein Detail der neuen SN, das Ihnen besonders gefällt, das dem ungeübten Auge vielleicht gar nicht auffällt?
Mir gefällt die unprätentiöse Art, mit grosser Sorgfalt Kleinigkeiten zu präsentieren. «Gsaat isch gsaat» oder «Sache Sächeli...». Das hat viel Charme.
In der Mode zum Beispiel gibt es Trends, die von Saison zu Saison wechseln. Was sind die aktuellen Trends im Zeitungsdesign?
Na ja, wenn man von Trends sprechen will, beobachte ich eher etwas längerfristige Entwicklungen – zum Beispiel, dass sich die Proportionen hin zu längeren Lesestücken verschoben haben. Das ist wahrscheinlich der digitalen Kurzatmigkeit geschuldet. Und vielleicht die Wiederentdeckung der guten Typografie, die sich im Kontrast zur typografischen Wühlkiste im Internet manifestiert.
Wie viel von diesen aktuellen Trends sehen Sie bei den neuen SN wieder?
Wir haben ja die Absicht, mit unserem Layout etwas länger zu leben als die letzten Trends. Darum haben wir uns in vielen Formen und Formaten auf das Wesentliche konzentriert und haben uns immer wieder der Versuchung entzogen.
Jetzt geht Ihre Arbeit vom Reissbrett in den praktischen Alltag über. Befürchten Sie nicht, dass im hektischen Alltag Ihr Design allzu oft «verschandelt» wird?
Nein. Das ist ganz normal. Eine Zeitung ist schliesslich ein täglich neu «erfundenes» Produkt. Sie lebt.
Interview von Sidonia Küpfer