Viele Wildunfälle im Kanton Schaffhausen

Zu den Top-Vier-Kantonen zählt Schaffhausen im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit von Wildunfällen. Laut einer Studie der AXA Winterthur gab es im Jahr 2016 je tausend Versicherte fünf Zusammenstösse zwischen Autos und Wildtieren.
Wildwarnreflektoren Damit soll es weniger Wildunfälle geben
Der Kanton Schaffhausen setzt neben Hinweisschildern wie auf dem Bild unten, auch Wildwarnreflektoren ein, um Wildunfälle zu reduzieren. Das sind blaue, halbzylindrige Reflektoren, die an den schwarz-weissen Leitpfosten am Strassenrand angebracht werden. Sie reflektieren das Licht der herannahenden Autos zur Seite hin und sollten damit das Wildtier von der Strasse fernhalten.
Bislang 760 Reflektoren
Nach einer Testphase im vergangenen Jahr wurde im Januar 2017 eine erste Tranche von 360 Reflektoren an die Jagdgesellschaften, welche diese bestellt hatten, ausgeteilt. Dann kam die Neuverpachtung der Jagdreviere im Kanton und hat dieses Vorgehen teilweise verzögert. «Nun wurde im September eine zweite Tranche von 400 Stück wiederum an die Jagdgesellschaften verteilt», sagt Jagd- und Fischereiverwalter Andreas Vögeli. Die Schaffhauser Jagdgesellschaften sind auch für die geeigneten Standorte (wo es häufige Wildunfälle gibt) und die Montage der Wildwarnreflektoren zuständig. Die Kosten für die Anschaffung würden zwischen dem Tiefbauamt, dem Departement des Innern, den Jagdgesellschaften zusammen mit Jagd Schaffhausen aufgeteilt.
Im Herbst werden die Tage kürzer. In den dunklen Abend- und Morgenstunden sind viele Wildtiere unterwegs. Autofahrer sollten dann besonders vorsichtig sein. Jedes Jahr kommen im Kanton Schaffhausen nämlich mehr als 400 Wildtiere durch Unfälle im Strassenverkehr ums Leben. Laut einer Studie der Autoversicherung AXA Winterthur gehört Schaffhausen zu den Kantonen mit der grössten Wahrscheinlichkeit, mit einem Tier zu kollidieren. Die Studie beruht auf schweizweit 3000 bei der Autoversicherung gemeldeten Wildschäden. Mit fünf Wildunfällen pro tausend Versicherten folgt Schaffhausen dicht hinter den Spitzenreitern Jura, Freiburg und Graubünden, in denen es sechs bis sieben Wildunfälle gibt. Andreas Vögeli, Jagd- und Fischereiverwalter des Kantons Schaffhausen, ist erstaunt über die AXA-Studie: «Es wurde bis anhin meines Wissens noch nie festgestellt, dass es im Kanton Schaffhausen im Vergleich zu anderen Kantonen eine höhere Anzahl Wildunfälle geben soll.»
Für die Wildtiere meist tödlich
Zu den möglichen Faktoren, die Zusammenstösse begünstigen, zählt die AXA ländliche Regionen mit entsprechenden Landstrassen und Waldabschnitten, aber auch den hohen Wildbestand dazu. Genaue Gründe für Wildunfälle sind aber schwer zu benennen. Der Kanton Schaffhausen hat jedoch einen hohen Anteil Waldfläche. Patrick Caprez, Mediensprecher der Schaffhauser Polizei, sagt: «Es ist wichtig, bei Strecken mit Wildunfallgefahr und entsprechender Beschilderung sein Fahrverhalten anzupassen, vor allem wenn die Tage kürzer werden beziehungsweise die Dämmerung in den Arbeitsverkehr fällt.»
Zusammenstösse zwischen Autos und Wildtieren sind meist heftig und enden für die Tiere oftmals tödlich. «Im besten Fall kommen die Insassen des Personenwagens mit dem Schrecken davon – im schlimmsten Fall wird das Tier auf die Motorhaube gehoben und durchbricht die Windschutzscheibe», so die AXA-Unfallforscherin Bettina Zahnd.
Auch in überbautem Gebiet
Bei Wildunfällen rückt im Kanton Schaffhausen ein Jäger, meist der Jagdaufseher, aus. Er nimmt vor Ort den Unfall auf, kümmert sich um das Wild, räumt die Unfallstelle und bestätigt für die Autoversicherung, dass es sich um einen Wildunfall handelt. Silvio Lorenzetti, ehemaliger Jagdaufseher und Präsident Verein Jagd Schaffhausen, wird auch für solche Einsätze aufgeboten. «In der letzten Woche bin ich per Zufall zweimal ausgerückt – einmal morgens früh und einmal abends spät», sagt er. Bei einer Ortseinfahrt in Stein am Rhein wurde ein Marder angefahren, auf der Landstrasse zwischen Hemishofen und Stein am Rhein ein Fuchs. Beim angefahrenen Fuchs war es eine besondere Situation: «Das Wildtier schaute herum, lag verletzt auf der Strasse, und die Autos fuhren um es herum weiter», so Lorenzetti. Er habe das Tier mit einem Revolverschuss erlösen und dabei aufpassen müssen, niemanden zu gefährden. Wildtiere könne man nicht zu einem Tierarzt bringen, das würde sie zu sehr stressen. Man sagt, dass Wildunfälle oft am Waldrand passieren würden, das sei aber hier nicht der Fall gewesen. «Die Gefahr ist im überbauten Gebiet für Füchse und Marder fast höher», sagt Lorenzetti.