Kanton versteigert neu Kontrollschilder
Zu kaufen sind spezielle Fahrzeugnummern schon länger. Neu werden die Kontrollschilder auch versteigert. Der Kanton erhofft sich, dass dadurch die Erträge wieder ansteigen.
Der Kanton Schaffhausen hat das geschafft, woran die Alchemisten jämmerlich gescheitert sind: Blech in Gold zu verwandeln. Seit 15 Jahren gibt der Kanton spezielle Autonummern nicht mehr zu einem Pauschalpreis ab, sondern verkauft sie zu «marktgerechten Preisen», wie es im Budget steht. Und der Markt, der zahlt für besondere Nummern sehr viel. SH 1 ging 2001 für 36 000 Franken weg (siehe Kasten).
Doch die fetten Jahre scheinen langsam vorbei zu sein. Nahm der Kanton 2014 noch über eine Viertelmillion mit dem Nummernschildverkauf ein, waren es 2015 nur noch gut 190 000 Franken. Erstmals seit Jahren waren die Erlöse damit auf unter 200 000 Franken gefallen. Der Kanton setzt seine Hoffnungen nun auf eine neue Auktionsplattform. Nach dem Vorbild anderer Kantone bietet Schaffhausen die Schilder jetzt online an. Ein Teil kann direkt gekauft werden, ein Teil wird versteigert. So sollen die Erträge wenigstens nicht noch weiter zurückgehen. Für 2017 hat der Kanton 190 000 Franken aus dem Verkauf budgetiert – gleich viel, wie er 2015 eingenommen hat.
SH 1 – Die Geschichte einer ganz speziellen Autonummer
- An privat verkauft Jahrelang war die Nummer SH 1 an einem Personalbus der Fahrzeugkontrolle montiert gewesen. 2001 wurde die Nummer dann versteigert. Sie ging an einen Transportunternehmer, der 36 000 Franken bezahlte. Die Nummer, sagte er, sei ein Weihnachtsgeschenk für seine Frau. Auch SH 2 ging damals in der Auktion weg, für 16 500 Franken.
- «Blick»-Schlagzeile 2009 tauchte SH 1 im «Blick» auf. Auf einer speziellen Auktionsseite war die Nummer für nicht ganz 100 000 Franken im Angebot. «Wer blecht 99 999 Franken für ein Schild?», titelte der «Blick» damals. Ob die Nummer für diesen Preis wegging, ist nicht bekannt.
- Nicht im Index Wem SH 1 gehört, ist im öffentlichen Autoindex nicht einsehbar. Die Nummer ist offenbar gesperrt. Die SH 1 für Landwirtschaftsfahrzeuge gehört einem Mann aus Schleitheim, SH 1 U einem Unternehmen aus Schaffhausen, SH 1 für Töffs einem Mann aus Baden AG und SH 1 für Arbeitsmotorwagen der Feuerwehr der Stadt Schaffhausen.
Etwa 1000 Käufe pro Jahr
Seit dem 6. Oktober ist die neue Plattform nun online, und die ersten Erfahrungen stimmen die Verantwortlichen zuversichtlich. «Bis jetzt haben wir 55 Schilder auf der neuen Plattform verkauft», sagt Herbert Werner, der beim Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt für den Verkauf verantwortlich ist, «davon 13 in einer Auktion. Das teuerste Schild ging für 1050 Franken weg.»
Markus Storrer, der Leiter des Amts, sagt, dass vor allem günstige Schilder Geld bringen: «Wir gehen von einem Durchschnittspreis von etwa 200 Franken aus, es gibt also rund 1000 Käuferinnen und Käufer pro Jahr.»
Dass die Erträge aus dem Kontrollschildverkauf sinken, hat damit zu tun, dass die sehr attraktiven und damit teuren Schilder schon verkauft sind. Die tiefste und teuerste Nummer, die beim Amt derzeit zu haben ist, ist SH 442. Wenn sie in die Auktion kommt, der Starttermin steht noch nicht, wird das Mindestgebot 5000 Franken betragen. Verglichen mit anderen Kantonen ist das günstig. TG 711 etwa hat einen Startpreis von 12 000 Franken, und BL 208 ist ab 10 000 Franken zu haben.
Dass mal eine ganz tiefe Nummer wieder zurückgegeben werde, komme sehr selten vor, sagt Storrer. Die meisten Nummern werden in der Familie weitergegeben oder dann weiterverkauft. Streng genommen wird dabei aber nicht die Nummer selbst übertragen, sondern bloss das Nutzungsrecht. Die Schilder bleiben im Besitz des Kantons. Wie oft eine solche Übertragung stattfindet, kann man aus dem Budget herauslesen: Der Kanton hat 60 000 Franken für Übertragungen berechnet, eine Transaktion kostet 150 Franken. Es gibt also um die 400 Übertragungen pro Jahr.
Für wie viel Geld die Schilder privat gehandelt werden, weiss das Amt nicht. Beim Verkauf von Autonummern lauern aber einige Fallstricke. «Der Handel von gekauften oder ersteigerten SH-Kontrollschildern, insbesondere über Internetplattformen, ist nicht gestattet. Entsprechende Einlösungen werden verweigert», heisst es in den AGB des Amts. Diese Regelung dürfte sich weniger gegen private Anbieter richten als gegen professionelle Händler. Auf einschlägigen Internetplattformen findet man denn auch keine SH-Autonummern.
Schild nicht versicherbar
Und was passiert, wenn man die Schilder verliert oder sie entwendet werden? Damit müssen Sammler durchaus rechnen. Dem Besitzer von BL 1 etwa ist seine Nummer schon dreimal abhandengekommen. «Wenn bei einem Auto nur das vordere oder hintere Schild fehlt, wird es im Normalfall ersetzt», sagt Storrer. Anders ist es, wenn gleich beide Nummern abhandengekommen sind: «Dann wird die Nummer für zehn Jahre im Fahndungssystem der Polizei ausgeschrieben. Wenn auch das Auto gestohlen wird, sind es sogar 15 Jahre.» Ein Recht, «seine» Nummer danach wieder zu erhalten, gibt es nicht. «Aber wir zeigen uns in so einem Fall kulant», sagt Storrer.
Versichern lassen kann man die Autonummer nicht. «Bei einem Diebstahl», sagt Mirjam Eberhard von AXA Winterthur, «sind nur die Wiederbeschaffungskosten eines neuen Schildes gedeckt.» Nicht versichert sei hingegen der Mehrwert eines ersteigerten Kontrollschildes.