DB-Panne in Singen sorgt für Aufruhr: Der Grund dafür ist eine kuriose Seltenheit

Lucas Blumer | 
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Weil die Lehne des Lokführers abbrach, musste eine Fahrt der Deutschen Bahn unterbrochen werden. Der Lokführer blieb unverletzt. Symbolbild: Pixabay

Eine Zugfahrt der Deutschen Bahn nach Karlsruhe musste unterbrochen werden. Der Grund dafür ist aber alles andere als alltäglich. Nun ist selbst der Verkehrsminister von Baden-Württemberg in Sorge.

Zwei Stunden Verspätung sind das Resultat einer kuriosen Zug-Panne in der grenznahen Stadt Singen. Diese hat sich kürzlich auf einer Fahrt Konstanz nach Karlsruhe ereignet. Wie das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel» berichtet, habe die Lehne des Lokführersitzes zwischen Konstanz und Singen angefangen zu wackeln und sei dann bei Singen ganz weggebrochen.

Auf dieser Strecke seien die Züge mit bis zu 160 Stundenkilometern unterwegs. Der Lokführer sei bei dem Zwischenfall unverletzt geblieben.Gemäss dem Reisenden-Informationssystem der DB meldete das Zugpersonal am Dienstag, 21. Mai, um 11.32 Uhr per interner Chatnachricht eine «technische Störung am Zug».

«Absoluter Einzelfall»

Der volle Zug blieb dann im Bahnhof von Singen auf Gleis 1 stehen. Nach einigen Minuten habe dann ein Schaffner per Durchsage erklärt, dass sich die Weiterfahrt wegen technischer Probleme verzögere. Um welches Problem es sich genau handle, wurde den Fahrgästen nicht mitgeteilt.

Ein Pressesprecher der DB erklärte gegenüber dem «Spiegel», was vorgefallen sei. «Dass ein solcher Sitz gebrauchsunfähig wird, ist sehr ungewöhnlich und ein absoluter Einzelfall.» Die Lokführersitze werden so ausgewählt, «dass sie den Anforderungen des täglichen Bahnbetriebs gerecht werden». Man überprüfe die Sitze regelmässig.

Um die Panne in Singen zu lösen, versuchte das Zugpersonal längere Zeit, die schiebende Lokomotive, die am Ende des Zuges fuhr, an die Spitze zu setzen und so den Steuerwagen mit dem kaputten Sitz zu ersetzen. Dies wollte aber nicht gelingen, weshalb sich die Weiterfahrt verzögerte. Der Regionalexpress fuhr schlussendlich mit mehr als zwei Stunden Verspätung weiter.

Potenzielles Desaster

Dass dieser Zwischenfall auch ernster hätte enden können, zeigt ein ähnlicher Vorfall aus dem Oktober 2014, als sich ein Lokführer verletzte, weil die Lehne seines Stuhls zwischen Bebra und Göttingen (DE) bei 130 Stundenkilometer wegbrach. Er verletzte beim Sturz sein Genick. Wie das Nachrichtenmagazin «exakt» des MDR 2017 berichtete, ist der betroffene Lokführer seit dem Unfall berufsunfähig und leidet an Gleichgewichts- sowie Sehstörungen. 

Der Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, bereitet der Zwischenfall in Singen Sorgen. Gegenüber dem «Spiegel» sagte der Grünen-Politiker: «Derartige Fälle mit Schäden an den Sitzen der Lokführerinnen und Lokführer waren uns bisher aus Baden-Württemberg nicht bekannt. Der Bruch eines Fahrersitzes kann in bestimmten Situationen fatale Folgen haben». 

Er gehe deshalb davon aus, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen sehr darauf achten, dass die Sitze und gesamten Fahrzeuge jederzeit einen einwandfreien Zustand aufweisen.

Immer wieder Verzögerungen

Verzögerungen auf der Strecke zwischen Konstanz und Karlsruhe kommen immer wieder vor. Nach einer verpatzten Sanierung erhöhte sich bei der Schwarzwaldbahn im Jahr 2021 der Verschleiss der Zugräder massiv. Die Konsequenz: Sperrungen und Zugausfälle. Monatelang war der Regional-Express im Zwei-Stunden-Takt unterwegs. Im Juni und Juli wird erneut eine Teilstrecke gesperrt sein.

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