Aufregung um tote Aale in den Turbinen des Kraftwerks

Alfred Wüger | 
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Walter Vogelsanger erläutert, wo in den nächsten Jahren ein Umgehungsgerinne entstehen soll, das die jetzige Fischtreppe – Eingang in der Mauer rechts – ersetzen wird. Das Problem des Aalabstiegs wird dadurch aber nicht gelöst. Bild: Selwyn Hoffmann

Obwohl die Turbinen des Kraftwerks langsam laufen und daher fischfreundlich sind, kommen dort immer wieder Aale zu Schaden. Ein vorläufig unlösbares Problem.

In der Fernsehsendung «Kassensturz» vom Dienstag wurde das Kraftwerk Schaffhausen kritisiert. Hier werde zertifizierter Ökostrom verkauft, dabei würden in den Turbinen unzählige Aale verletzt oder gar getötet.

Walter Vogelsanger, Bereichsleiter Uferunterhalt beim Kraftwerk Schaffhausen und Obmann des Gremiums für den Einsatz der Ökogelder, sagt: «Das ist ein bekanntes Problem.» 1963 sei das Kraftwerk gebaut worden, Aale seien damals aber kein Thema gewesen.

Noch weiter zurück blendet der frühere Fischereiaufseher Jakob Walter, der sagt: «Vor über 100 Jahren, als im Bodensee noch keine Aale ausgesetzt wurden, war dieser Fisch dort nur ganz selten anzutreffen.» Heute ist das anders. Die Aale schwimmen aus der karibischen Sargassosee 5000 Kilometer weit über den Atlantik, werden in Holland eingefangen und zu Hunderttausenden im Mittelrhein, im Oberrhein und eben auch im Bodensee ausgesetzt. «Das geschieht einzig zum Plaisir der Berufsfischer dort», sagt Jakob Walter. «Der Aal ist in Deutschland ein beliebter Speisefisch.»

Noch keine technische Lösung

Die Aale, die nicht gefischt werden, wollen irgendwann wieder ins Meer wandern. Aber kein einziger könne sein Ziel erreichen, sagen Jakob Walter und Walter Vogelsanger unabhängig voneinander und übereinstimmend, denn für den Fischabstieg der Aale gebe es im Bereich der zahlreichen Flusskraftwerke zwischen Bodensee und Meer ganz einfach noch keine technische ­Lösung, und zwar weltweit.

Dem widerspricht Dominique Lambert, Chefredaktor der Zeitschrift «Petri Heil», der verletzte Aale in Flurlingen gefilmt und den «Kassensturz» auf die Problematik aufmerksam gemacht hat. «Man müsste allerdings die Stromproduktion verringern», sagt er. «Keine ­toten Aale wären ein wirklich gutes Marketingargument.»

90 Prozent der Aale unversehrt

«Zwischen 2012 und 2015 haben wir in Schaffhausen ein System zur Rettung der Aale getestet», sagt Walter Vogelsanger, «aber wir mussten einsehen, dass der Aufwand, der zu betreiben war, um das System von Verstopfungen durch Sand und Gras freizuhalten, zu gross war. Und zu wenige Aale benutzten diesen Weg.» Rund zehn Prozent der Aale, die die Schaffhauser Turbinen passieren, kommen zu Schaden, die andern nicht.

Dass Tiere verletzt oder getötet werden, bedauert Walter Vogelsanger. «Aber im Moment ist es nicht zu ändern.» Bis in drei Jahren wird auf der Zürcher Seite ein neues Umgehungsgerinne erstellt, und Vogelsanger weist darauf hin, dass das Kraftwerk Schaffhausen für Renaturierungsmassnahmen seit 2003 sieben Millionen Franken investiert hat. Auch Jakob Walter findet es «unfair», dass das Schaffhauser Kraftwerk wegen der Aale angeschossen wird.

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