Das alte Altersheim wird abgerissen
Ohne Zeitdruck und mit Sorgfalt wird das Altersheim Kohlfirst in Feuerthalen abgebrochen. Im Sommer 1972 war es eingeweiht worden.
Der Abbruch eines Bauwerks ist etwas Faszinierendes, keine Überraschung daher, dass auch gestern Morgen am Absperrgitter immer wieder Passanten stehen blieben, um die grosse, schwere Maschine an der Arbeit zu sehen: wie sie mit ihrer Zangenhand nach einem Stück Mauer griff, daran zog und riss, bis das Material in die Tiefe stürzte. Aus den Fingern der Baggerhand wird pausenlos Wasser fein versprüht, damit es nicht zu einer Staubentwickling kommt.
Mit System vorgehen
Inzwischen ist der Polier, Elmar Jäger, in die Nähe gekommen, und er erläutert das Vorgehen. «Vor dem eigentlichen Abbruch haben wir das Gebäude zwei Wochen lang entkernt. Alles, was zum Innenausbau gehört hat, wurde entfernt: Linoleum, Teppiche, Einbauschränke, Fliesen.» Noch immer sind 15 Mann im Innern mit Schabern und anderem Werkzeug zugange, um Bodenbeläge und Verkleidungen zu entfernen. «Das ist eine mühsame Knochenarbeit», sagt der Polier.
Seit 40 Jahren ist Elmar Jäger schon auf dem Bau tätig. Ursprünglich hatte er Mechaniker gelernt, wollte aber nicht in einer Werkstätte arbeiten, kam zum Autobahnbau und sagt heute: «Ich habe immer mit grossen Maschinen gearbeitet.» Gross ist auch das Gerät, das dem alten Zentrum Kohlfirst zu Leibe rückt. «Diese Maschine ist 100 Tonnen schwer. Sie kostet drei Millionen und ist die drittgrösste der Schweiz.» Und wieder fasst die mächtige Hand nach einem Stück Mauer. «Der, der die Maschine bedient, weiss am Ende des Tages, was er geleistet hat», sagt Elmar Jäger. «Man muss auf viele Dinge aufpassen.» Zum Beispiel gelte es, auf die Statik des Baus zu achten, nicht einfach irgendwo einen Pfeiler herauszureissen. «Man muss mit System vorgehen, das lernt man mit der Erfahrung.» Natürlich könne man nicht von null auf hundert eine so grosse Maschine bedienen. «Aber wenn man dann dort drinsitzt, erfüllt einen das mit Stolz.»
Abbruchmaterial ist Rohstoff
Es sei eine schöne Arbeit hier in Feuerthalen, sagt Elmar Jäger. Es gebe keinen Zeitdruck, und sie hätten sehr viel Platz zum Arbeiten. Kein Stress also. Abbrüche anderen Kalibers seien die Sulzer-Giesserei und das Einkaufszentrum Rosenberg in Winterthur gewesen.
Warum das alte Altersheim nicht einfach gesprengt werde? «Sprengen ist hier nicht angezeigt», sagt der Polier, «die benachbarten Gebäude, nicht zuletzt das neue Altersheim gleich nebenan, stehen zu dicht am Abbruchobjekt.» Und was geschieht mit dem Abbruchmaterial? «Zu 95 Prozent wird alles wiederverwertet», sagt Elmar Jäger. «Hier vor Ort werden die Dinge zerbissen und nach Material sortiert. Dann kommt das zu den Recyclern, und am Schluss werden wieder Baumaterialien daraus.»
Der Aufwand, die sehr gute Dachabdichtung auszubauen, sei riesig gewesen, sagt Elmar Jäger. «Auch unter den Teppichen und dem Linoleum fanden wir noch Fliessbetonböden, die mit einem Gewebe verstärkt waren: Ein viel grösserer Aufwand als geplant war die Folge.» Und Asbest? Ja, auch Asbest wurde gefunden. Dieses Material war allerdings schon vor dem eigentlichen Rückbau entfernt worden.
Bis Ende nächster Woche sollte der Mitteltrakt rückgebaut sein, dann kommt noch eine weitere schwere Maschine hinzu für den Rest.
Abbruch der richtige Entscheid
Das Bauwerk besteht aus Beton und Backsteinen. Es war in verschiedenen Etappen gebaut worden. «Das grösste Problem», so der Feuerthaler Gemeindepräsident Jürg Grau, «war, dass zwischen dem Altersheim und dem Pflegetrakt ein Niveauunterschied von einer halben Etage bestand.» Es sei aus seiner Sicht der richtige Entscheid, das Gebäude abzubrechen, sagt auch Polier Elmar Jäger. «So gibt es Platz für etwas Neues.»