«Nature First»: Verein «GrünRaum Schaffhausen» kritisiert Waldarbeiten

Ralph Denzel | 
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Ein sogenannte Forwarder wie auf dem Bild bringt schon mal seine 40 Tonnen auf die Waage. Bild: Pixabay

Schwere Maschinen, wie sie in Wäldern eingesetzt werden, zerstören diesen – so der Verein «GrünRaum Schaffhausen». Forstarbeiter wehren sich vehement gegen die Vorwürfe.

Wo gehobelt wird, fallen Späne - wo «geholzt» wird, ganze Bäume. Wer mal eine Erntemaschine in Aktion gesehen hat, der kann sich im ersten Moment erschrecken, mit welcher Kraft und Grösse so ein Gerät durch den Wald fährt und Bäume fällt. Binnen weniger Minuten sind teilweise dreissig Meter hoher Baum gefällt, entrindet und bereit zum Abtransport. Manchen Menschen ist diese Art von Waldarbeit jedoch ein Dorn im Auge.

Eine Person ist zum Beispiel Nora Möckli. Die Heilprakterin ist zugleich Präsidentin des Schaffhauser Vereins «GrünRaum Schaffhausen», der erst letzte Woche mit dem Satz «Nature First!», Umwelt zuerst, für Aufsehen sorgte. Auf der Homepage des Vereins wird vor allem die Holzverarbeitung in Wäldern angeprangert, denn «der Wald ist für alle Lebensformen ein äusserst wichtiger Lebensraum. Er ist sehr vielfältig und sehr komplex. Seine Kräfte und Aufgaben sind unersetzbar und für das Leben selbst unentbehrlich. Er ist heiss begehrt und vielerorts sehr gefährdet». So ist auf der Homepage des Vereins zu lesen. Präsidentin Nora Möckli sagt: «Wälder sollten geschont und gefördert werden, dann damit hilft man auch dem Menschen.» Schliesslich seien diese abhängig vom Wald - alleine schon wegen der Sauerstoffproduktion und um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Besonders gefährlich für Wälder sein laut Möckli grosse Landmaschinen, wie sogenannte Vollernter oder Forwarder. «Diese machen den Boden kaputt und zerstören so das Mykorrhiza-Netzwerk zwischen den Pflanzen und Bäumen», sagt Nora Möckli.

Hinter diesem Ausdruck steckt eine Form der Symbiose von Pilzen und Pflanzen. «Wenn nun Forstmaschinen durch die Wälder fahren, drücken sie den Boden ein und zerstören mit ihrem Gewicht diese Verbindungen», so Möckli. Laut der Homepage von «GrünRaum Schaffhausen» würden durch solche Maschinen «40-50 Prozent» des Waldbodens zerstört werden.

«Wir fahren nicht kreuz und quer durch den Wald»

Bruno Trüb, Geschäftsführer bei der Firma Volktrans GmbH in Basadingen, sieht das allerdings anders: «Die Zeiten, in denen wir einfach kreuz und quer durch den Wald gefahren sind, sind schon lange vorbei.» Heute würde man nur noch auf speziellen Rückengassen fahren, also speziell für Forstmaschinen angelegte Fahrbahnen. «Wenn es hoch kommt, dann werden dabei vielleicht sieben bis acht Prozent des Bodens geschädigt und nicht zerstört», sagt Trüb.

Nora Möckli hält dagegen und sagt, dass auch auf den Rückengassen das Mykorrhiza-Netzwerk zerstört werden würde, schliesslich ziehe dies sich ja auch durch den ganzen Wald.

Von den Rückengassen ist jedoch auch André Moritz von Wald Schaffhausen überzeugt. «Diese haben einen Abstand von ungefähr 30 - 40 Metern.» Diese Gassen seien in Etwa wie «ein Weg in einem Gemüsebeet. Dort laufen Sie ja auch nicht einfach durch den Salat durch.»

Und genau wie bei einem Gemüsebeet sei es auch bei einem Wald wichtig, das dort Wachsende zu schützen und zu pflegen. «Wenn man nie Holz schlägt, gibt es irgendwann einen Urwald und alles bricht zusammen», so Bruno Trüb. «Dann sterben die Bäume ab, verfaulen – davon hat letztlich keiner mehr was.» Ausserdem argumentiert er, dass die Nutzung des Waldes auch gleichzeitig immer eine Pflege vom Wald sei: «Wir regulieren durch unsere Aufträge schliesslich auch, damit Bäume sich entwickeln und leben können.»

Nora Möckli sagt jedoch: «Die Industrialisierung des Walds macht den Wald kaputt.» So würde der Boden durch Forstarbeiten immer weniger Wasser speichern können - und auch tote Bäume könnten noch Lebensraum für Tiere und Insekten darstellen. Zudem komme die Biodervisität, also das Vorkommen vieler verschiedener Bäume in einem Wald, zu kurz, wenn ständig darin gearbeitet würde.

André Moritz von Wald Schaffhausen sieht es anders: «Wir arbeiten möglichst naturnahe und mit den Baumarten, die in unseren Wäldern heimisch sind.» Zudem sei auch die von Biodiversität ein grosses Anliegen für die Stadt. «Wir machen viel für den Naturschutz», so Moritz.

Grosse Maschinen sind unverzichtbar

Auf grosse Maschinen, die dann im Zweifel die Umwelt zwar belasten könnten, könne man zudem bei aller Liebe zur Natur nicht verzichten. Das habe mehrere Gründe. Einmal sei es eine Kostenfrage: «Eine grosse Erntemaschine ist letztlich natürlich günstiger ein Haufen Personal», sagt Moritz. Zudem dürfe man nicht vergessen: «Holz ist schwer und das muss dann natürlich auch mit schwerem Gerät aus dem Wald gebracht werden.»

Zudem würde man bei den Arbeiten so ökologisch wie möglich handeln: Man müsse sehr strenge Auflagen erfüllen, wenn man im Wald arbeite. Auch Bruno Trüb kennt diese: «Wir dürfen nur ökologisches Hydraulik-Öl für unsere Fahrzeuge nutzen und es ist klar reglementiert, welche Abgasstufen unsere Fahrzeuge haben müssen.»

Trotzdem ist Nora Möckli überzeugt, dass solche Holzmaschinen dem Wald mehr schaden als nutzen: «Mit einem Forwarder kann man keine Waldpflege machen.»

Sie sei sich bewusst, dass dieses Thema sehr kontrovers diskutiert werden würde – und setze sich auch weiter für ihre Anliegen ein. Das spürt auch André Moritz: Laut seiner Aussage würde er regelmässig mit «GrünRaum Schaffhausen» über die Arbeiten im Wald diskutieren.

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