Wo in unserer Region das Wasser hart aus dem Hahn fliesst
Was macht weiches und hartes Wasser aus? Und weshalb schwankt die Wasserhärte sogar innerhalb einer Gemeinde stark? Diesen und weiteren Fragen gehen wir auf unserer Gemeindeseite nach.
«Dem Wasser darf nichts passieren»
Thayngen Die wenigsten von uns machen sich beim Trinken wohl Gedanken darüber, was es alles braucht, damit das Wasser sauber aus dem Hahn fliesst. Hier kommt der Brunnenmeister ins Spiel: In vielen Gemeinden ist er verantwortlich für die Wasserversorgung.
Im Altertum galt der Brunnenmeister als ehrbarer Beruf und war entsprechend hoch angesehen – sorgte er doch dafür, dass die Brunnen immer genügend einwandfreies Wasser lieferten. Später kamen in den Städten Holz- oder Tonleitungen dazu, und die Technik wurde immer aufwendiger. Um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, muss ein Brunnenmeister auch heute noch über viele Dinge Bescheid wissen.
Kein geregelter Tagesablauf
Thomas Zwyssig ist seit 2008 Brunnenmeister in der Gemeinde Thayngen. Sein Tag beginnt damit, dass er den Wasserverbrauch kontrolliert. Einen geregelten Tagesablauf habe man als Brunnenmeister nicht. «Es kann immer etwas dazwischenkommen», so Zwyssig. Täglich erhalte er Anrufe und E-Mails. Die am häufigsten gestellten Fragen beziehen sich auf technische Aspekte. Von privater Seite komme es auch vor, dass jemand anruft, weil irgendwo Wasser läuft, wo es nicht sollte.
Man halte sich stets an den Grundsatz, dass dem Wasser nichts passieren dürfe. Denn die wichtigste Aufgabe eines Brunnenmeisters liege darin, dafür zu sorgen, dass immer genügend Wasser in guter Qualität zur Verfügung stehe. Wie im Altertum ist es auch heute wichtig, dass das Wasser sauber aus dem Hahn kommt. «Ich nehme im Jahr mehrere Wasserproben, um sicherzugehen, dass alles gut ist», so Zwyssig. Die Proben werden dann vom interkantonalen Labor analysiert.
Die Wasserhärte spiele im Beruf des Brunnenmeisters keine sehr grosse Rolle. Enthärtet werde das Wasser oft nur auf Haushaltsebene. (ema)
von Enea Mascherin
Sauberes Wasser – eine Selbstverständlichkeit in wohl jedem Schweizer Haushalt. Wir drehen morgens den Hahn auf und gönnen uns einen ausgiebigen Schluck. Egal wo in der Schweiz, das Wasser sieht überall gleich aus. Es ist farb- und geruchlos. Trotzdem unterscheidet es sich oft im Geschmack.
Wirft man einen Blick auf die Wasserhärte, wird schnell klar: Das Wasser, welches in Graubünden aus dem Hahn kommt, ist anders als jenes im Jura. Und im Norden der Schweiz fliesst das Wasser kalkhaltiger aus dem Hahn als andernorts.
Nicht nur ausserhalb der Kantonsgrenzen schwankt die Wasserhärte. Sie kann von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich sein und variiert teilweise sogar innerhalb einer Gemeinde stark.
Unter der Wasserhärte versteht man den Anteil an Magnesium und Kalziumionen im Wasser. Je mehr dieser Ionen, desto härter ist das Wasser. Angegeben wird die Wasserhärte in französischen Härtegraden (°fH). Von weichem Wasser spricht man bei 0 bis 15 französischen Härtegraden. Alles darüber ist mittelhartes bis sehr hartes Wasser. In unserer Region stellt sich die Frage, ob das Wasser weich oder hart ist, indes nicht. In keiner Gemeinde liegt der Wert unter dem von mittelhartem Wasser. Und trotzdem sind die Unterschiede teilweise sehr gross.
Vor- und Nachteile von hartem Wasser
Auf den Internetseiten von Entkalkungsfirmen stehen Sätze wie: «Hartes Wasser zerstört Ihren Haushalt». Teilweise findet man sogar Artikel, die behaupten, har- tes Wasser könne zu einem Herzinfarkt führen.
«Am wichtigsten ist, dass immer genügend Wasser in guter Qualität zur Verfügung steht.»
Thomas Zwyssig, Brunnenmeister
Marco Nart, Mediensprecher von SH Power, verneint Letzteres. «Speziell bezogen auf das Trinkwasser, ist hartes Wasser qualitativ sehr gut.» Auch das interkantonale Labor bestätigt, dass das Schaffhauser Wasser von hoher Qualität ist. Schädlich für den Menschen sei es also nicht. «Im Gegenteil, Magnesium und Kalzium sind gesunde Mineralstoffe», so Nart.
Bei Haushaltsgeräten wie Wasserkocher oder Waschmaschine sieht dies etwas anders aus. Teilweise brauchen sie durch das harte Wasser mehr Pflege und ihre Lebensdauer kann sich je nachdem verringern. Ausserdem benötigt man beim Waschen mit härterem Wasser etwas mehr Waschmittel.
Härte ist abhängig vom Untergrund
Wie hart das Wasser ist, hängt damit zusammen, woher es kommt. Regionen, die ihr Wasser von Flüssen oder Seen beziehen, haben in der Regel weicheres Wasser. Stammt es aus Grundwasserspeichern, variiert der Härtegrad je nach Untergrundgesteinen. Bei den kalkhaltigen Böden in unserer Region überrascht es also nicht, dass das Wasser eher hart aus dem Hahn fliesst und keine Gemeinde im SN-Lesergebiet sehr weiches oder weiches Wasser hat.
Sehr hart ist das Wasser jedoch nur in den Gemeinden Trasadingen und Ossingen.
Nachgefragt
«Unser Wasser muss Vergleich nicht scheuen»

Woher das Wasser kommt, weshalb wir in Schaffhausen kein Rheinwasser trinken und weshalb die Wasserhärte weder an Kantons- noch an Gemeindegrenzen haltmacht, erklärt uns Marco Nart, Mediensprecher von SH Power, im Gespräch.
Herr Nart, woher kommt das Wasser in der Stadt Schaffhausen?
Marco Nart: In Schaffhausen haben wir zu 99 Prozent Grundwasser. Dieses liegt in tiefen Gesteinsschichten und wird von drei Pumpwerken in die Stadtreservoirs gepumpt. In den Reservoirs befindet es sich dann über der eigentlichen Höhe der Häuser. Durch Druck fliesst es über Wasserleitungen in die Haushalte. Somit lässt sich Schaffhausen in verschiedene Druckzonen einteilen. Der Druck in den Druckzonen ist für den Endkunden nicht entscheidend. Allerdings haben die einzelnen Zonen verschiedene Wasserhärten, was für den Endkunden doch entscheidend sein kann.
Wird das Wasser in Schaffhausen aufbereitet?
Das Grundwasser liegt sehr tief und geht durch mehrere Gesteinsschichten. Dadurch wird es gereinigt. Wenn wir es hochholen, ist das Wasser sauber und keimfrei und braucht keine Aufbereitung.
Das Wasser in Schaffhausen ist im Allgemeinen eher hart. Die Härte variiert jedoch stark, sogar innerhalb einzelner Gemeinden. Woran liegt das?
Dies lässt sich wiederum auf die verschiedenen Pumpwerke zurückführen. In der Rheinhalde haben wir beispielsweise weicheres Wasser als in der Warthau. Teilweise haben wir Druckzonen, die mit Wasser aus zwei verschiedenen Pumpwerken versorgt werden. Je nach Mischverhältnis verändert sich die Härte. Wie weich oder hart das Wasser ist, hat mit dem Gestein des Untergrundes zu tun.
Hartes Wasser wird oft als schlechter bezeichnet als weiches. Ist die Qualität tatsächlich geringer?
Nein, als Trinkwasser ist härteres Wasser mit seinem hohen Anteil an Magnesium und Kalzium sogar gesünder. Wie das interkantonale Labor regelmässig bestätigt, ist das Schaffhauser Wasser von äusserst guter Qualität. Mit negativen Punkten in Verbindung gebracht wird es, da hartes Wasser an Haushaltsgegenständen mehr Kalkrückstände hinterlässt als weiches.
Ab welcher Härte ist das Wasser schädlich für Haushaltsgeräte?
Dies hängt von der Maschine ab. Man sollte sich in erster Linie also an die Angaben der Hersteller halten. Bei Waschmaschinen beispielsweise braucht man je nach Härtegrad des Wassers etwas mehr Waschmittel.
Ist hartes Wasser schlecht für die Umwelt, da man beim Waschen mit hartem Wasser mehr Waschmittel braucht?
Man braucht tatsächlich mehr Waschmittel beim Waschen mit hartem Wasser. Schädlich für die Umwelt ist jedoch nicht die Härte oder das Wasser, sondern das Waschmittel an sich. Schliesslich ist das Wasser ein Naturprodukt. Wir vertrauen den Schaffhauser Bürgern, dass sie möglichst effizient und nachhaltig waschen.
Wieso trinken wir hier in Schaffhausen kein Rheinwasser?
Das Rheinwasser ist so nicht trinkbar und müsste aufwendig aufbereitet werden. Da wir über den Luxus von grossen Grundwasserspeichern verfügen, ist es nicht notwendig, diesen Aufwand zu leisten. Ausserdem bräuchte es für diese Aufbereitung mehr Energie. In der Stadt Schaffhausen sind wir in einer privilegierten Lage, wenn es um die Grundwasserversorgung geht.
Manche Leute schwören auf gekauftes Wasser in Flaschen, anstatt Leitungswasser zu trinken. Ist das ein guter Ansatz?
Ökonomisch und ökologisch gesehen nicht. Vor allem nicht, wenn man so gutes Wasser hat wie wir hier. Dass Wasser aus der Flasche qualitativ besser ist, lässt sich so auch nicht sagen. Schliesslich gibt es sehr viele verschiedene Marken. Das Leitungswasser in Schaffhausen muss sich in Sachen Qualität jedoch keinem Vergleich scheuen.
Interview: Enea Mascherin