Schiff ahoi – auf Expedition im Vogelparadies

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Über 300 Vogelarten gibt es am Bodensee zu entdecken. Bild Oskar Keller

Das Interesse an Wasservogelexkursionen ist gross: 750 Personen erkunden mit dem Schiff den Bodensee.

von Urs Oskar Keller

«Innerhalb von 24 Stunden waren alle Plätze belegt», freut sich Veranstalter Guido Leutenegger von «Natur Konkret» über das grosse Interesse an seinen Wasservogelexkursionen, an denen 750 Personen aus der ganzen Schweiz teilnehmen.

Bereits im Kreuzlinger Hafen ist man erstaunt über die Vielfalt der Vogelwelt und über die geringen Fluchtdistanzen. «Die Kreuzlinger Seeuferanlage ist weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt für ihre naturnahe Gestaltung, ihre Naturwerte aber auch als Naherholungsgebiet», so Roland Neuenschwander, Kapitän des 24 Meter langen Motorschiffs Delphin während des Auslaufens. An der Hafenausfahrt passiert man die Wollschweininsel. Seit 1986 werden hier Wollschweine von Guido Leutenegger zur Naturschutzgebietspflege eingesetzt. Die Fahrt führt durch die Konstanzer Bucht in den Seerhein, einen ganz besonders reizvollen Flussabschnitt, wie der Konstanzer Ornithologe Harald Jacoby erklärt. Mehr als 1500 beringte Wasservögel am Bodensee zeigen, woher die verschiedenen Arten kommen. Die Stockenten und die Blesshühner sind vorwiegend aus Tschechien und Polen, die Schellenten und die Gänsesäger aus Finnland, viele Tafelenten und Reiherenten stammen aus Ostsibirien, 8000 Kilometer von der Schweiz entfernt. Aus einem sehr grossen Einzugsgebiet fliegen also die Wasservögel ein. Insgesamt 250 000 versammeln sich im Winter allein im Bodensee. Die Zahl stammt von den winterlichen Wasservogelzählungen.

Seit 50 Jahren werden in weiten Teilen Europas jeden Winter gleichzeitig die Wasservögel auf allen grösseren Gewässern gezählt – auch an Bodensee und Rhein. Es ist damit das weltweit wohl grossflächigste Überwachungsprogramm für frei lebende Wildtiere. Die Daten sind eine unentbehrliche Grundlage für den Vogelschutz. Sie zeigen, dass der Bodensee im mitteleuropäischen Binnenland ein wichtiges Winterquartier für Wasservögel darstellt. Gemäss Zählungen der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Bodensee (Konstanz) gibt es am Bodensee über 300 Vogelarten und 3000 Schwäne. 45 Arten von Wasservögeln erreichen einen maximalen Winterbestand von mindestens 50 Individuen. Mit etwas Glück kann man auf der Fahrt auch nordische Schwäne beobachten. «Der Singschwan überwintert hier regelmässig. Sein trompetenartiger Ruf ist weit zu hören», berichtet Ornithologe Harald Jacoby. Auch die kleine Krickente ist im Ermatinger Becken zu finden. Die Kolbenente ist der eigentliche Wappen­vogel des Wollmatinger Rieds. Guido Leutenegger aus Ermatingen, ein profunder Kenner der Region und seit Dekaden im Naturschutz aktiv: «Das Wollmatinger Ried mit dem vorgelagerten Ermatinger Becken ist sogar ein Wasservogelgebiet von internationaler Bedeutung.»

Während der vierstündigen «Expedition» kann man je nach Wetter viele Wasservögel beobachten und die Aussicht auf den Untersee, die Insel Reichen­au und den Seerhein genies- sen. Was den Thurgauer Veranstalter Guido Leutenegger vom Bodensee zu diesen Exkursionen antreibt, ist, die Schönheit der Natur zu zeigen, aber auch das Verständnis für die Schutzbedürfnisse der bedrohten Landschaft, von Flora und Fauna zu wecken. Eine etwas andere Schau auf den Bodensee, als man in den bunten Werbebroschüren findet.

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