Vier Wände für junge Kreative
Der Kunstverein stellt jungen Kunstschaffenden kostenlos ein Atelier zur Verfügung. Dort sollen Künstler aus der Region die Möglichkeit haben, sich intensiv ihrem Schaffen zu widmen.
Ein Atelier, in dem gearbeitet werden kann, will neben der Wohnungsmiete und anderen Lebenshaltungskosten ebenfalls bezahlt sein. Vor allem junge Kunstschaffende kann das vor finanzielle Probleme stellen. Stephan Kuhn, Präsident des Kunstvereins Schaffhausen, weiss: «Junge Künstlerinnen und Künstler haben heute Mühe, Ateliers zu finden.» Um diesem Problem etwas Abhilfe zu schaffen, stellt der Kunstverein Schaffhausen jungen Kunstschaffenden seit Kurzem kostenlos ein Atelier zur Verfügung.
Beim Atelier handelt es sich um einen 80 Quadratmeter grossen Raum in der Schaffhauser Unterstadt. Grosszügiger Grundriss, viel Tageslicht und ein grosser Holztisch, so präsentiert sich der Raum zurzeit. Die Möglichkeit, ihn als Atelier zu vergeben, verdankt der Verein den Eigentümern der Liegenschaft, die als Mäzene auftreten – aber unerkannt bleiben wollen. «Ein Ehepaar stellt uns bis zum Umbau der Liegenschaft die Räumlichkeiten zur Verfügung», verrät Kuhn. Das bedeutet konkret, dass es sich um eine temporäre Angelegenheit handelt. In zwei bis vier Jahren müsse man sich wieder nach einer anderen Lokalität umschauen. «Wenn genug Interesse besteht, können wir uns auch vorstellen, irgendwo eine definitive Lösung zu finden», sagt Kuhn.
Bis dahin soll das Atelier für befristete Zeitspannen von zwei bis vier Monaten an junge Künstler vergeben werden. Die Auswahl geschieht dabei nicht durch einen Wettbewerb. Es gehe nicht darum, den Besten ins Atelier zu lassen, betont Kuhn. «Mir ist wichtiger, dass sich die Person dort ernsthaft mit Kunst beschäftigt», sagt er. Der Künstler sei dazu verpflichtet, einen wesentlichen Teil der Zeit damit zu nutzen, im Atelier zu arbeiten. «Natürlich habe ich auch die Hoffnung, auf diese Weise das eine oder andere Talent zu entdecken und fördern zu können», sagt der Vereinspräsident, der gemeinsam mit den anderen Vorstandsmitgliedern entscheidet, wer ins Atelier kommt.
«Es gibt genug Galerien»
Wie Kuhn erklärt, habe er sich explizit gegen den ursprünglichen Vorschlag der Liegenschaftsbesitzer ausgesprochen: Diese wollten eine Galerie einrichten. Davon gebe es in Schaffhausen genug. Die Ausstellungsmöglichkeiten seien bereits ausreichend gut, begründet er. «Zur Aufgabe des Kunstvereins gehört es auch, das Schaffen junger Künstler aus der Region zu fördern», sagt Kuhn. Dazu gehöre, die passenden Arbeitsbedingungen zu schaffen. Mit dem Atelier hofft Kuhn, dazu einen Beitrag leisten zu können.
Eine Ausstellung zum Schluss
Die Werke, die während des Aufenthalts im Atelier entstehen, sollen zum Schluss jeweils an einem Tag der offenen Tür allen Interessierten präsentiert werden. «Den Hausbesitzern wird zudem ein Werk als Geschenk übergeben», sagt Kuhn.
Bereits gibt es zwei Interessenten. Wer das Atelier als Erstes bekommen wird, steht noch nicht fest. Er hofft zudem, dass sich diese Möglichkeit weit herumspricht.
Bewerbungen an kontakt@kunstverein-sh.ch.