Glasscheiben gegen giftige Präparate
Mit 200 Messungen hat das Museum zu Allerheiligen ausgestopfte Tiere auf Giftrückstände untersucht. Einige Objekte sind mit Arsen belastet. Bauliche Massnahmen wurden veranlasst.
Vorne weg: Wer das Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen besucht, muss keine Angst haben, mit dem krebserregenden Giftstoff Arsen in Kontakt zu kommen. Urs Weibel, stellvertretender Museumsdirektor, sagt: «Alle präparierten Tiere in den Besucherräumen sind arsenfrei.» Konkret handelt es sich im Museum zu Allerheiligen etwa um die heimischen Wildtiere das Reh, das Wildschwein, aber auch das Rheindiorama mit den Bibern.
200 Messungen durchgeführt
Anfang September hat das Interkantonale Labor im Allerheiligen sowie im Museum Stemmler an der Sporrengasse Untersuchungen vorgenommen, um herauszufinden, ob und wie viele Tierpräparate Arsen enthalten. 200 Messungen wurden insgesamt durchgeführt. Nun liegen die Resultate vor. Sie sind nicht beunruhigend, ziehen aber dennoch einen gewissen Handlungsbedarf nach sich. «An drei Stellen im Museum Stemmler werden wir Glasscheiben einbauen», sagt Weibel. Während etwa der Fuchs im «Stemmler»-Eingangsbereich so präpariert ist, dass man ihn anfassen kann – ja sogar soll, ist das Gefieder des prächtigen Pfaus, der in einer Ecke steht, mit Arsen belastet. «Der Messwert liegt nur wenig über dem Grenzwert, aber wir wollen konsequent sein, da der Pfau sehr exponiert steht», sagt Weibel, der Kurator des Museums Stemmler ist.
Neben dem Pfau wurde etwa auch auf einer ausgestopften Schildkröte ein zu hoher Arsenwert gemessen, sodass sie nun nicht hinter Gitter, aber hinter Glas kommt. «Zudem haben wir wenige Präparate gänzlich entfernt, die ebenfalls belastet sind», so Weibel. «Diese waren zuvor aber so ausgestellt, dass sie gar nicht angefasst werden konnten.» So steht es jetzt bereits um die Mehrzahl aller Ausstellungsstücke des Museums, denn sie befinden sich in Vitrinen.
Für Museumsbesucher bestehe bis zum Einbau der Glasscheiben keine Gefahr, betont Weibel. Grundsätzlich gelte im «Stemmler» sowieso die Vorschrift «Nicht anfassen!». Arsen ist nicht flüchtig. Das heisst, dass man nur über eine Berührung des Fells oder über kontaminierten Staub damit in Berührung kommt. «Gesundheitsgefährdend wird der Stoff zudem erst, wenn man ihn aufnimmt», sagt Weibel. Mit gründlichem Händewaschen könne man allfällige Rückstände problemlos entfernen, falls man das Präparat berührt hat.
Verbot seit 1970
Die Messresultate haben bestätigt, was bereits zuvor klar war: Der Schaffhauser Präparator Carl Stemmler hat mit Arsen gearbeitet. Vor dem Verbot des krebserregenden Stoffes, das 1970 verhängt wurde, war die Verwendung des Biozids bei der Herstellung von Tierpräparaten ein häufig verwendetes Mittel. Es wurde eingesetzt, um Präparate vor Mottenbefall oder anderen Insekten zu schützen. «Damals war klar, dass Tierpräparate giftig sind und nicht angefasst werden dürfen», betont Weibel. Um Schulen auf den richtigen Umgang mit Tierpräparaten hinzuweisen, hat sich Weibel vor Kurzem an die Lehrerschaft gewandt. «Das Bewusstsein dafür, wie die Präparate sinnvoll im Unterricht eingesetzt und gehandhabt werden, muss vermehrt geschaffen werden», sagt er.
Eindrucksvolle Präparate
Weibel ist vor allem eines wichtig: Dass man die Bedeutung solcher Präparate schätzt und ihren Wert erkennt. «Man sieht anhand der Präparate Details und Proportionen in Echtgrösse», sagt er. Wenn man durch die Räume des Museums Stemmler läuft, versteht man, was Weibel meint. Der Luchs mit seinem scharfen Blick, das kleine Rehkitz in seiner Schutzbedürftigkeit und die riesige Haut einer Anakonda sind Dinge, die man so sonst nirgends sieht in Schaffhausen. Dass das Museum regelmässig ausgestopfte Tiere an Schulhäuser ausleiht, zeigt auch, dass Tierpräparate noch immer im Unterricht genutzt werden. Die dafür verwendeten Präparate befinden sich dann in einer Plexiglashaube oder sind per se unbedenklich.
Dass es überhaupt zu den Messungen gekommen ist, liegt daran, dass das Thema an der Tagung der Präparatoren Anfang Jahr aufgekommen ist. «Wir wollten die Gelegenheit auch nutzen, um für interne Abläufe Klarheit zu schaffen», sagt Weibel. «Nun wissen wir auch bei Putz- und Restaurierungsarbeiten, mit welchem Objekt wie umgegangen werden muss.»