«The Last Resort» bricht Schweigen nach erstem Sarco-Einsatz: Neue Details zum Suizid in Merishausen
«The Last Resort», die Firma hinter der Suizidkapsel «Sarco», hat eine Medienmitteilung veröffentlicht, in der sie die Umstände und das Vorgehen des Suizids in Merishausen genauer beschreibt. Die Firma ist überzeugt, dass keine Gesetze gebrochen wurden.
Erstmals seit dem Einsatz der Suizidkapsel «Sarco» wenden sich die Sterbehilfeorganisationen «The Last Resort» und «Exit international» mit einem Statement an die Öffentlichkeit und beschreiben in eigenen Worten, was genau am Nachmittag des 23. Septembers bei einer Randenhütte in Merishausen passiert ist.
Die auf Englisch verfasste Medienmitteilung bestätigt, dass es sich bei der Person, die sich in der Suizidkapsel das Leben genommen hat, um eine «schwer kranke», 64-jährige US-Amerikanerin handelt, die im weiteren Verlauf der Mitteilung «Ann» genannt wird. Ihre Krankheit wird nicht näher beschrieben, jedoch habe Ann schon seit langem den Wunsch geäussert, sterben zu wollen.
Der Ablauf des Suizids
Die Medienmitteilung bestätigt aber nicht nur bereits bekannte Informationen, sondern liefert auch bislang unbekannte Details zum Suizid in Merishausen. So habe Ann die Kapsel um ungefähr 15.53 Uhr betreten. Den Knopf, welcher den tödlichen Stickstoff in die Kapsel fliessen liess, betätigte Ann um 15.54:45 Uhr. Sie habe die Kapsel freiwillig und ohne fremde Hilfe betreten und habe auch den Knopf aus freien Stücken und ohne Hilfe gedrückt.
Die einzige Person, die während ihrem Tod vor Ort war, sei Florian Willet gewesen, Co-Geschäftsführer von «The Last Resort». Die Mitteilung bestätigt auch, dass sich Willet aktuell in Untersuchungshaft befindet, wie bereits vermutet wurde.
Unglückliches Timing
Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt hat sich Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider im Rahmen einer Fragestunde zu der «Sarco»-Kapsel geäussert. Sie stellte unmissverständlich klar, dass die Suizidkapsel Sarco gleich in zweierlei Hinsicht nicht rechtskonform sei. Die beiden Organisationen beteuern, dass sie erst im Nachhinein Kenntnis von den Äusserungen der Bundesrätin erhalten haben, und dass es nicht ihre Absicht gewesen sei, den ersten Einsatz der Suizidkapsel auf diesen Moment zu setzen.
Keine Bewerbungen mehr angenommen
Weiter gibt «The last resort» an, dass sie seit dem 24. September keine Bewerbungen für eine Benutzung der Suizidkapsel mehr annehmen. Bis am 23. September hätten sie rund 371 Bewerbungen für eine Benützung des «Sarco» entgegengenommen.
Erneute Unschuldsbeteuerungen
Zum Schluss der Medienmitteilung schreiben «The Last Resort» und «Exit international», dass keine Gesetze gebrochen wurden und dass der erste Einsatz des «Sarco» rechtmässig war. Ann sei geistig gesund gewesen, habe freiwillig gehandelt und ihren Tod selbst herbeigeführt. Den Beteiligten könnten keine eigennützigen Motive vorgeworfen werden. So seien bis auf die 18 Franken, (soviel koste der verwendete Stickstoff) keine Gebühren erhoben worden und niemand habe einen persönlichen Vorteil daraus gezogen. «Wir sind zuversichtlich, dass die strafrechtlichen Ermittlungen zu dem Ergebnis kommen werden, dass sich niemand einer Straftat schuldig gemacht hat.»
Für all diese Angaben gebe es Beweise, so die Organisationen. Vor dem ersten Einsatz des «Sarco» hätten sie ausserdem jahrelange und umfangreiche Rechtsberatungen in Anspruch genommen.
Zuletzt bestätigt die Medienmitteilung, dass sich «Sarco»-Erfinder Philip Nitschke und seine Frau Fiona Stewart schriftlich bei der Staatsanwaltschaft Schaffhausen gemeldet haben und dass sie für eine Einvernahme in der Schweiz zur Verfügung stehen.