Was beim «Stars in Town» alles abseits der ganz grossen Bühne läuft

Beim «Stars in Town» stehen die grossen Stars zwar auf der Bühne auf dem Herrenacker, das heisst aber nicht, dass auf dem Fronwagplatz tote Hose herrscht. Ein Augenschein.
Wir schenken Ihnen diesen Beitrag und wünschen Ihnen ein angenehmes Lese- und Sehvergnügen. Übrigens: Mit dem SN Digital Abo erhalten Sie rund um die Uhr News, Interviews, Hintergrundberichte und Videoreportagen auf shn.ch, der News- und Serviceplattform der «Schaffhauser Nachrichten». Testen Sie das SN Digital Abo hier einen Monat kostenlos.
Wenn der Fronwagplatz an einem sommerlichen Mittwochabend pumpenvoll ist, kann das eigentlich nur eins bedeuten: Es ist «Stars in Town»-Zeit. Die Sitzbänkli, die sonst nur über Mittag alle belegt sind, sind plötzlich voll. Darauf sitzen Schaffhauserinnen und Schaffhauser genauso wie Zürcher, Bernerinnen oder Deutsche und essen Gyros, Pommes frites und Churros. Läuft man über den Platz, steigt einem der Duft nach Tacos und Burger in die Nase, an manchen Stellen wurde schon etwas Bier verschüttet.

«Soo viel Züüg, das isch scho cool», ruft ein Mann seiner Frau zu, während die beiden an den verschiedenen Essensständen vorbeigehen Richtung Herrenacker. Denn klar, ein Grossteil der Leute kam wegen des Hauptacts Herbert Grönemeyer.
So auch Ursina Banzer und Sandra Waldmann, die beiden sind extra aus Pontresina und Davos angereist, nun sitzen sie in einem der orangen Einkaufswägeli, die zu Bänkli umgebaut wurden, und gönnen sich einen ersten Drink. «Bis jetzt ist er gut», sagt Waldmann dazu. Und nicht nur der Drink, «die Stadt, die Atmosphäre, schön». Es sei das vierte Mal, dass sie Grönemeyer sehe, sagt Banzer. «Und er hat noch nie enttäuscht», sie lacht.
Show, Treffpunkt, Kindergeburtstag
Auf der Talentstage macht die Baslerin Mira Lora derweil einen Soundcheck – unter Beobachtung vieler kleiner «Stars in Town»-Besucher. Die Kinder, die alle blaue, gelbe und grüne Kopfhörer tragen, haben sich ganz zuvorderst aufgereiht, um zu sehen, was passiert. Ihre Eltern und der Rest der Besucherinnen und Besucher halten unterdessen noch einen Sicherheitsabstand zur Bühne. Der Bass ist noch etwas zu stark eingestellt, das wird korrigiert und dann legt Mira Lora los.
Das Publikum reagiert erst noch etwas verhalten, die Kinder erfreuen sich aber an der Bühnenshow: Es fliegt nämlich kein Feuerwerk in die Luft, sondern Seifenblasen. In diesem Moment wirkt das «Stars in Town» ein bisschen wie ein Kindergeburtstag, aber auch das gehört zum Festival, jede Altersgruppe fühlt sich wohl. Dann stimmt Mira Lora ihren Song «Goddess» an: «She’s strong enough to stand on her own feet», singt sie – auf dem Froni können sich nicht alle gut auf den eigenen Füssen halten, ein kleines Kind kippt beinahe um. Aber Mira Lora hat nun auch das erwachsene Publikum für sich gewonnen, das langsam näher zur Bühne rückt. Und die Kindergeburtstag-Atmosphäre ist verflogen.

Unterdessen bewegen sich immer mehr Leute Richtung Herrenacker, bald ist Türöffnung. Immer wieder fährt jemand mit dem Velo durch, Menschen mit Aktentaschen huschen vorbei – für manche hört der Alltag an diesem Abend nicht auf, sie wollen einfach von der Arbeit nach Hause. Die Festivalbesucherinnen und -besucher machen jeweils sofort Platz und erfreuen sich dann wieder an der Musik. «Hoii» hört man hier, «hoiii» hört man dort: Der Froni ist dieser Tage auch der Ort, um sich mal wieder zu treffen und zu plaudern.
Die Sache mit den Tickets
An der Abendkasse müssen derweil letzte Leute abgewiesen werden. Der Abend ist ausverkauft. «Ich ha es Billett vörig»: Ein Mann versucht, eines seiner beiden Tickets an der Kasse abzugeben, er wird an einen anderen Ort geschickt. Er wollte ursprünglich mit jemandem ans Konzert kommen, sei nun aber doch allein, erklärt er. Eine Frau hatte erst am Morgen Glück: Über einen Gruppenchat, den «Chläggi Flohmi», sei sie an ein Ticket gelangt. «Und dann erst noch günstiger, weil die Person es sonst hätte verfallen lassen müssen.» Es sind die Menschen, die an die richtigen Leute geraten.





Aber zu solchen Festivals gehören auch jene, die sich bereichern wollen. «Das ist die Billett-Mafia, die sind jedes Jahr hier», meint eine Frau beim Vorbeigehen und zeigt auf einen Mann, der ein Schild mit den Worten «Ticket zu verkaufen» hochhält. Er unterhält sich mit einem anderen Mann, der angeblich ein Ticket kaufen will. Darauf angesprochen, ob es einen Deal gab, sagt der erste Mann: «Nein, wir sprechen uns ab. Ich verdiene hier einen Zustupf an meine Rente.»
Aber die Festivalbesucherinnen und -besucher lassen sich die Stimmung nicht vermiesen. Für jene mit Ticket ist es Zeit, auf den Herrenacker zu gehen. Die anderen genehmigen sich nochmals einen Drink, geniessen den Abend mit Freunden und lauschen den Klängen der Nachwuchstalente, die eines Tages die grosse Bühne nebenan rocken wollen.