Zehn Kunstschaffende aus der Region Schaffhausen sind in der Ausstellung «Generation im Aufbruch» präsent

Edith Fritschi | 
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Zehn Kunstschaffende aus der Region Schaffhausen sind in der Ausstellung «Generation im Aufbruch» präsent. Alle sind in den 1940er-Jahren geboren und sorgten für frischen Wind in der regionalen Kunstszene.

«Es geht bei dieser Ausstellung vor allem auch darum, eine Generation zu würdigen», sagt Julian Denzler, der das Projekt initiiert und kuratiert hat. Und zwar um die Künstlergeneration, die in den 40er-Jahren geboren ist, mit ihrem Schaffen Aufbruchstimmung verbreitet und die Kunstszene massgeblich geprägt hat: jeder und jede auf seine eigene Art und Weise. Zehn Kunstschaffende sind im Museum mit ihren Arbeiten vertreten, die in den Sammlungsräumen der Gegenwartskunst sowie im Oberlichtsaal präsentiert werden. Sie repräsentieren mit Werken aus den unterschiedlichen Genres wie Malerei, Zeichnung, Fotografie und Skulptur eine grosse Bandbreite regionalen Schaffens und zeigen mitunter ganz neue oder unbekannte Seiten.

Mag sein, dass sich die älteren Semester unter den Kunstinteressierten noch an Werke Einzelner erinnern; für die jüngere Generation hingegen dürfte so manches Neuland sein, was sie von den Ausstellenden zu sehen bekommt. «Eine Prämisse für dieses Projekt war, nur lebende Künstlerinnen und Künstler zu berücksichtigen», sagt Kurator Denzler. Da aber Ursula Goetz (1941–2023) in der Planungsphase verstorben ist, sind auch ihre Werke dabei. Denzler hat diese zusammen mit ihrem Mann Peter und Museumsdirektorin Katharina Epprecht ausgewählt.

Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler Vincenzo Baviera, Erich Brändle, René Eisenegger, Renate Eisenegger, Erwin Gloor, Linda Graedel, René Moser, Walter Pfeiffer und Beatrix Schären konnten mitbestimmen, welche Werke sie zeigen und wie sie diese in den Ausstellungsraum hängen oder integrieren. «Hochspannend war das», sagt Denzler. «Denn die Bedürfnisse der Einzelnen waren komplett unterschiedlich.» Während manche den intensiven Kontakt mit dem Kurator suchten und sich mit ihm über vieles austauschten, arbeiteten andere weitgehend allein und gestalteten den Raum ganz eigenständig.

«Wir sind schon sehr weit»

So präsentieren sich René Mosers Werke im Raum in diagonaler Ausrichtung. Er zeigt  «Skulpturenboxen» aus den Materialien Eisenblech und Fundstücken und vereint Geometrie und organische Formen. Das Innenleben der Boxen, die er selbst Schreine nennt, wird sichtbar, wenn sie geöffnet werden – allerdings nicht von den Besuchern. Im Lauf der Schau wird immer mal wieder ein anderes Werk einsichtig sein. In kleinen Gemälden zeigt Linda Graedel eine andere (malerische) Seite – etwa Darstellungen von sich bei einem Beauty Contest in Kalifornien.

Von Walter Pfeiffer sind keine Fotos zu sehen, sondern  Arbeiten auf Papier. «Walter war es wichtig, eine andere Facette seines Schaffens zu zeigen», sagt Denzler. Bei unserem Rundgang warteten sie im Raum auf die endgültige Hängung. «Aber wir sind schon sehr weit», sagt Kurator Denzler. So wird der Eisenplastiker Vincenzo Baviera diese Woche im Kreuzgang eine grössere Werkserie aufstellen. Im Oberlichtsaal, dem grössten bespielten Raum, sind vier Kunstschaffende zu Gast: Beatrix Schären zeigt sehr grossformatige Werke aus den 80er-Jahren. «Als ich sie im Atelier besuchte, war für sie sehr schnell klar, was sie zeigen möchte», erinnert sich Denzler. Ausgewählt hat sie Werke, die nach einer Reise/Aufenthalt bei den Nachfahren eines präkolumbianischen Volkes entstanden. Diesen nachhaltigen Eindruck hat Schären in expressiv-farbigen Bildern umgesetzt, die sie «Tairona» nennt. Und Erwin Gloor, der lange seine gelb-blauen Rheinfalldarstellungen malte, zeigt eine andere Seite seines Schaffens ab 2011 und aus den Folgejahren: grosse fotorealistische Porträts und eine kleinere Serie mit Kerzendarstellungen, die auch «Memento mori» sind. 

Entwicklungen nachvollziehen

In diesem Raum sind auch Werke der verstorbenen Ursula Goetz aus diversen Schaffensphasen zu finden sowie Bilder von Erich Brändle, die seinen Weg von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion und vice versa zeigen.  Stellwände im Oberlichtsaal sorgen für Abtrennungen, innerhalb derer sich die Künstler entfalten können. In einem der Sammlungsräume hat René Eisenegger eigens für die Ausstellung eine Wandinstallation geschaffen, die er rhythmisch mit Sujets wie Booten und Leuchttürmen u.a. bestückte. Und von Renate Eisenegger sind neben Zeichnungen auch schwarz-weisse Fotos aus den 70er- und 80er-Jahren zu sehen, die die Einflüsse der Frauen- und Emanzipationsbewegung atmen. «Generation im Aufbruch» ist eine spannende (Rück-)Schau, in der es auch viel Überraschendes zu entdecken gibt. Man kann Entwicklungen nachvollziehen, und es wird deutlich, wie autonom einzelne Künstler trotz geografischer Nähe und Zeiteinflüssen gearbeitet haben. Allen Künstlern sind zudem kurze Videoporträts gewidmet, die Einblicke in ihre Denk- und Arbeitsweise geben. Dafür hat sie Filmemacher Marko Mijatovic in ihren Ateliers besucht. Mit allen Beteiligten sind im Lauf des Sommers Künstlergespräche geplant.

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