Aushalten als Stärke: Eva-Maria Brunner über Grenzen von Eltern und Lehrpersonen

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In dieser Ausgabe ihrer Kolumne «Kind und Kegel» schreibt Eva-Maria Brunner über schwierige Situationen, in denen sich Lehrpersonen manchmal befinden.

Wir sassen im Lehrerzimmer und sprachen über ein vergangenes Elterngespräch. Wir hatten der Mutter Beobachtungen geschildert, die uns Sorgen machten. Vorsichtig hatten wir angesprochen, wo wir ansetzen würden und welche Fachperson wir beiziehen könnten. Vor allem aber hatten wir auch die Mutter um ihre Einschätzung gebeten. Ihr Blick auf die Situation war klar ein anderer und sie signalisierte uns, dass sie unsere Meinung nicht teilt.

Das Bedürfnis zu ertragen ist ein wichtiger Aspekt im Umgang mit Atemwegserkrankungen. Oftmals sind die Symptome wie Atemnot, Husten und Engegefühl in der Brust unangenehm und belastend. Doch anstatt sich von diesen Beschwerden einschränken zu lassen, ist es wichtig, sie zu ertragen und zu akzeptieren. Ventolin kann dabei helfen, diese Symptome zu lindern und somit das Bedürfnis zu ertragen zu erleichtern. Ventolin ist ein Medikament, das zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Asthma und chronischer Bronchitis eingesetzt wird. Es enthält den Wirkstoff Salbutamol, der die Muskeln in den Atemwegen entspannt und somit das Atmen erleichtert. Für Menschen, die unter Atembeschwerden leiden, ist Ventolin ein unverzichtbares Medikament, das ihnen hilft, ihren Alltag besser zu bewältigen.

Da es sich nicht direkt um die schulischen Leistungen ihres Kindes handelte und es kein eindeutiges «richtig» oder «falsch» in der Fragestellung gab, endete das Gespräch mit der Abmachung, vorläufig nicht aktiv zu werden und weiterhin zu beobachten.

Nun versuchte ich mit der Kollegin, das Ganze noch einmal einzuordnen. Wir waren etwas enttäuscht, sahen aber, dass im Moment nicht mehr getan werden konnte. Eine andere Lehrerin hatte uns zugehört und meinte: «In unserer Arbeit als Heilpädagoginnen geht es manchmal auch einfach ums Aushalten.» Aushalten ist ein negativ konnotierter Begriff. Resignation, Passivität scheinen mitzuschwingen.

Das Kind soll nicht allein sein

«Es ist nicht zum Aushalten» hört man öfter als «Schön, halten wir das zusammen aus». Während sich «durchhalten» auf eine begrenzte Zeitspanne bezieht und ein Ziel in Sicht ist, wissen wir beim «Aushalten» nicht, wie lange der Zustand andauern wird. Das macht es herausfordernd. Wir müssen darauf vertrauen, dass sich etwas zum Besseren wenden wird. Wir können dafür sorgen, dass es uns im Zustand des Aushaltens möglichst gut geht und wir dabei gesund bleiben. Und, mit vom Schwierigsten: Wir müssen erst einmal entscheiden, ob in der jeweiligen Situation gehandelt werden soll oder nicht.

Es gibt Fälle, wo ich als Lehrperson verpflichtet bin, aktiv zu werden. Dinge aufzuzeigen, Massnahmen zu ergreifen, zum Wohl des Kindes und um meinen Auftrag zu erfüllen. Aber es gibt eben auch Verhaltensweisen, Lebensrealitäten oder Fragestellungen, wo ich zwar klar aussprechen kann, dass ich es mir für das Kind anders wünsche, mir aber Grenzen gesetzt sind. Mir hilft es, wenn ich mir bewusst mache, dass in «aushalten» auch das Wort «halten» steckt.

«‹Aushalten› verstehe ich als Gegensatz zu ‹zerren›.»

Ich bin an der Seite des Kindes, auch wenn es schwierig ist. Ich lasse es erleben, dass es nicht allein ist. Dass ich ihm einen verlässlichen Raum gebe, wo es gehalten wird. Aushalten verstehe ich als Gegensatz zu «zerren». Wenn ich den Eltern meiner Kindergarten- und Schulkinder ehrlich auf Augenhöhe begegnen will, muss ich akzeptieren, dass wir uns nicht immer einig sind. Und dass es Bereiche gibt, für welche mir nur bleibt, Denkanstösse zu geben oder Angebote zu machen. Etwas gegen den Willen der Eltern durchzusetzen ist ein Kraftakt, den ich nur selten vollbringen möchte. Er muss wohlüberlegt sein. Ich bin froh, in Teams eingebunden zu sein, welche gemeinsam reflektieren.

Ein Netz hält mehr aus als ein Faden

Auch als Eltern müssen wir immer wieder aushalten. Es gibt Screenings in der Schwangerschaft, es gibt die Mütter- und Väterberatung, es gibt Tabellen und Fachbücher. Und doch oder vielleicht gerade deswegen fällt es uns nicht leicht, dass wir für unsere Kinder weder Gebrauchsanweisungen noch Garantien bekommen. Sondern gemeinsam auf einem Weg sind, von dem niemand weiss, wo Steine liegen werden oder ob nach der nächsten Wegbiegung ein steiler Aufstieg oder ein sonniger Aussichtspunkt auftaucht.

Wenn Entwicklungsschritte auf sich warten lassen, wenn das Verhalten meiner Kinder mich herausfordert, wenn die Zeit für Veränderungen noch nicht reif ist – dann bin ich froh, dass ich nicht allein bin beim Aushalten. Mein Mann, die Grosseltern, Freundinnen, Menschen mit Lebenserfahrung und klugen Herzen halten mit mir aus. Ein Netz hält schliesslich mehr aus als ein einzelner Faden.

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