Ist das Leben in Schaffhausen ein Flop?

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Eine schlechte Bewertung für Schaffhausen, aber Lob für das Freizeit- und Kulturangebot der Stadt. Bild: Melanie Duchene

Die «Handelszeitung» hat Schweizer Gemeinden auf ihre Attraktivität geprüft und ein Ranking erstellt. Schaffhausen schneidet darin schlecht ab. Einer der Gründe hierfür ist die hohe Kriminalität. Es gibt aber auch Lob.

Von Damiana Mariani und Anna Kiefer

Wo es sich in der Schweiz am besten lebt, darüber lässt sich streiten – oder auch nicht. Die «Handelszeitung» hat jüngst 948 Schweizer Gemeinden (all jene mit mehr als 2000 Einwohnern) unter die Lupe genommen und auf verschiedene Faktoren geprüft. Berücksichtig wurden Kriterien wie etwa Wohnen, Sicherheit und Bevölkerungsstruktur. Das nun veröffentlichte Rating soll zeigen, in welchen Gemeinden das Leben am besten ist und wo man lieber nicht hinziehen möchte.

Ein erster Blick zeigt: Die Schaffhauser Gemeinden schneiden darin schlecht ab. Bei den besten 300 Gemeinden tauchen sie erst gar nicht auf. Auf Rang 339 erscheint die Stadt Schaffhausen, noch vor Stein am Rhein (Rang 347) und Neuhausen am Rheinfall (Rang 601) oder Beringen (Rang 640) und Hallau (Rang 661).

Strassenumfrage: Leben Schaffhauser Passantinnen und Passanten gerne hier?

Besonders schlecht schneidet die Stadt Schaffhausen in der Kategorie Sicherheit ab, sie belegt dort den 899. Platz. Der Grund hierfür sind ein hoher Anteil an Vergehen gegen das Ausländergesetz, Strafgesetz, Betäubungsmittelgesetz und viele Verkehrsunfälle.

Auch was die Bevölkerungsstruktur betrifft, kann Schaffhausen nicht punkten. Der Anteil an Sozialhilfeempfängern ist hoch, die Jugendlichen im Verhältnis untervertreten, die Bevölkerung droht zu überaltern. Die Steuerkraft der Bevölkerung wird niedrig eingestuft. Und was die ökologischen Aspekte betrifft, sind die politischen Bemühungen zwar befriedigend, allerdings fallen die CO2-Emissionen laut dem Rating in den Gebäudeparks hoch aus und der Anteil erneuerbarer Stromproduktionen bei Privaten ist tief.

Immerhin: Bei der Versorgung kann die Stadt Schaffhausen bei den Besten mitmischen. In diese Kategorie fällt unter anderem die Beurteilung von Schulen, Einkaufsmöglichkeiten sowie das Freizeit- und Kulturangebot. Gerade bei Letzterem schneidet Schaffhausen «ausgezeichnet» ab.

Zug an der Spitze

Die Top 20 der attraktivsten Gemeinden beherrschen die beiden Kantone Zug und Zürich, mit wenigen Ausnahmen: Altendorf (SZ) auf Platz 4 und Meggen (LU) auf Platz 5 sowie Maienfeld (GR) auf Platz 20.

Richtig gut lebt es sich laut dem Ranking in Zug (ZG), die Gemeinde thront auf dem ersten Platz und löst in diesem Jahr Cham (ZG) ab, welche auf den zweiten rutscht. Die beiden Gemeinden punkten besonders im Bereich Steuern und Wohnen. Obschon die Immobilienpreise in Cham innert drei Jahren um 72 Prozent gestiegen sind, ein schweizweiter Rekord. Am teuersten ist Eigentum aber in Kilchberg (ZH), dort fallen die Immobilienpreise sogar höher aus als in den Städten Genf und Zürich. Erschwinglich ist der Wohnraum in Uitikon (ZH). Die Gemeinde belegt den ersten Platz in puncto Wohnen, die Lage sei besonders attraktiv, weil stadtnah, zentral und doch in der Natur. Gemäss Rating werde fleissig gebaut, und zwar Wohnobjekte, die man sich auch leisten könne.

Der Anteil an Sozialhilfeempfängern ist hoch, die Jugendlichen im Verhältnis untervertreten, die Bevölkerung droht zu überaltern.

Den attraktivsten Arbeitsmarkt findet man dagegen in Wollerau (SZ). Hier ist die Arbeitslosigkeit am tiefsten, das steuerbare Einkommen schweizweit am zweithöchsten, es liegt bei 166 000 Franken. Seine Kinder möchte man dagegen vielleicht eher in Speicher (AR) aufziehen, dort gibt es am wenigsten Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz, ergo belegt die Gemeinde Platz 1 betreffend Drogenfreiheit. Baar (ZG) kann sich hingegen mit den tiefsten Steuern der Schweiz brüsten. Und was die Bevölkerungsstruktur betrifft: In Mies (VD) ist der Anteil Jugendlicher und Kinder mit 51 Prozent am höchsten.

Zug top, Schaffhausen flop? Eine Strassenumfrage in der Schaffhauser Altstadt deckt diesen Befund nicht. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt und aus der Umgebung fühlen sich wohl hier. Vielen fehlt aber auch der Vergleich. Fazit: Zuhause ist es am schönsten, egal, wo das ist.

Was meinen Sie zur negativen Bilanz für Schaffhausen?

 

Markus Habicht

stört das eher negativ ausgefallene Gemeinde-Rating gar nicht. «Wir haben eine schöne Altstadt, eine gute Infrastruktur und ich wohne in einer tollen Nachbarschaft», sagt Habicht und fügt an: «Es lässt sich hier gut leben.» 


 

Dorothy Gehri 

«Die Steuern sind schon hoch», findet die in Schleitheim wohnende Dorothy Gehri. Ihr gefällt das Ländliche an ihrer Gemeinde. Zudem fühlt sie sich sicher, obschon zweimal bei ihr eingebrochen wurde. Mittlerweile hat sie eine Alarmanlage eingebaut.


 

Eleonora Camardella

kann sich das schlechte Ranking nicht erklären. «Ich fühle mich sicher hier in Schaffhausen und es gibt auch nicht viele Vorfälle», sagt Camardella. Die Einkaufsmöglichkeiten könnten indes noch besser sein, findet sie.


 

Delia Prezioso

«Mir gefällt in Herblingen vor allem die Ruhe», sagt Prezioso. Die Versorgung findet sie dagegen nicht optimal, «es stehen viele Geschäfte leer, das ist schade». Aber sie ist froh, dass der Weg nach Schaffhausen so kurz ist. 


 

Michèle und Loris Wangler

leben in Beringen. Michèle Wangler ist zwar froh, dass es eine Migros und einen Coop in ihrer Gemeinde gibt, doch würde sie sich auch noch eine Bäckerei oder Metzgerei dazu wünschen. Trotzdem finden die beiden: «Wir leben sehr gern in Beringen.» 

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