Der neue GF-Hauptsitz: «Ein Ort des Austausches und der Interaktion»
Den baulichen Rahmen schaffen für eine zukunftsgerichtete Arbeitskultur – darin sieht Architekt Florian Stegemann seinen eigentlichen Auftrag. Mit seinem Team hat er für GF die Modernisierung des Konzernhauptsitzes konzipiert.
Umbauen oder neu bauen: Diese Frage ist Architekten wie Florian Stegemann vom Architekturbüro Meyer Stegemann Architekten vertraut. «Grundsätzlich schauen wir immer die Grundstruktur des Gebäudes an», sagt er dazu. Zukunftsfähig und wirtschaftlich müsse diese sein und zudem das Potenzial bieten, «das Vorhandene in ein neues Gebäude zu transferieren». Eines, das im Fall des Konzernhauptsitzes von GF auch im Hinblick auf die geforderte neue Büro- und Arbeitskultur bestehen könne.
«Als Architekt freut es mich besonders, dass bei GF die Architektur einen hohen Stellenwert geniesst. So konnten wir eine architektonische Bühne schaffen, auf der sich das Unternehmen entwickeln kann.»
Florian Stegemann, Dipl. Architekt FH / MAS ETHZ / SIA Meyer Stegemann Architekten
Das über 60-jährige Gebäude im Ebnat hatte laut Stegemann dieses Potenzial: «Wir konnten das neue Open-Space-Bürokonzept so implementieren, wie GF das gewünscht hatte.» Die grosszügigen Fensterbänder, die guten Gebäudeproportionen und das nach wie vor sinnvolle Erschliessungskonzept überzeugten.
In ihre grundsätzlichen Überlegungen bezogen Florian Stegemann und sein Team jedoch nicht nur Fragen der energetischen Sanierung mit ein, sondern auch «grosse» Themen wie Brandschutz oder Erdbebenertüchtigung: «In den letzten 60 Jahren sind neue Normierungen hinzugekommen, die bei einem so tiefgehenden Eingriff abgebildet werden müssen.» Immerhin musste man Verstärkungen vornehmen, die bis hinab in die Fundamente reichen. Stegemann: «Am Schluss kommt dann über alles noch die Gebäudehülle.» Diese wurde im vorliegenden Projekt komplett erneuert: «Grundlegendes hat man dabei übernommen, zum Beispiel die Höhe der Brüstungen oder der Fenster.» Innerhalb dieser Rahmenbedingungen habe man dann einen neuen architektonischen Ausdruck entworfen.
Gefordert war Zukunft
«Grundsätzlich ist unser Ausgangspunkt die Nutzung, die der Besteller verlangt», sagt der Architekt. Im vorliegenden Fall waren zukunftsweisende Räumlichkeiten gefordert, die ein hohes Mass an Interaktion zulassen, und die Austausch möglich machen: «Der Auftraggeber will das mit sogenannten Multi-Space-Büroflächen erreichen.» Diese umfassen Zonen für unterschiedliche Anforderungen: In Co-Working-Bereichen zum Beispiel kann man sich austauschen, während es in anderen Bereichen Arbeitsplätze gibt, an denen eher Zurückhaltung erwartet wird.
Für konzentriertes Arbeiten wiederum sind die Fokusräume gedacht. Für gewisse Funktionen gibt es nach wie vor Einzelbüros – etwa, wenn vertrauliche Gespräche geführt werden müssen, oder für Mitarbeitende in Führungspositionen, wo Vertraulichkeit gefordert ist. Gedacht wurde auch an Möglichkeiten, wie man in Grossraumbüros telefonieren kann, ohne die anderen übermässig zu stören.
Eine neue Arbeitskultur
«Im Kern lautete unsere Aufgabe, für die Firmen- und Arbeitskultur von GF die architektonischen Rahmenbedingungen zu schaffen», so Stegemann. Dazu wurde im Erdgeschoss der gesamte Eingangsbereich neu gestaltet. Rückseitig, auf den Park hinausgehend, wurde ein gleicher Gebäudekörper angebaut wie auf der Vorderseite als Empfangsbereich.
Zum Park hinaus gibt es einen grossen Bereich, wo man sich treffen kann. Stegemann: «Letztlich geht es um Austausch, Interaktion und Durchmischung.» Kommt hinzu, dass der erste Stock – erreichbar über eine geschwungene Wendeltreppe – ein reines Sitzungszimmergeschoss ist, wo man sich auch mit Kunden für Meetings und Workshops trifft. «Das soll verstärkt zur Kultur werden», sagt Stegemann. «Dort soll man auch den Kaffee trinken, weil auch das die Durchmischung fördert.»
Nachhaltigkeit eingebaut
Wie macht man eigentlich ein über 60 Jahre altes Gebäude nachhaltig? Stegemann sieht verschiedene Ansätze, die bei der Modernisierung des Konzernhauptsitzes verfolgt wurden. «Wir haben die Gebäudehülle energieeffizient gemacht, was jedoch eine ausgeklügelte Gebäudeautomation erfordert.» Damit erreiche man eine optimale Balance zwischen möglichst geringen Wärmeverlusten über die Fassade und der Energiegewinnung über die Fenster durch die passive Nutzung des Sonnenlichts. Und mit der Wärme aus der Abluft temperiere man unter anderem die einströmende Frischluft. «Ausserdem können wir die Luft so konditionieren, dass eine festgelegte Höchsttemperatur im Gebäude nicht überschritten wird.»
Ein weiteres grosses Thema ist gemäss Stegemann die Fotovoltaik. Diese belegt nahezu die gesamte Dachfläche und hilft mit, den Bedarf an Energie teilweise mit selbst erzeugter erneuerbarer Energie zu decken. «So können wir unseren eigenen Sonnenstrom für die Konditionierung des Klimas im Gebäudeinneren nutzen.» Vom hauseigenen Solarstrom profitiert auch das Angebot von GF für die Elektromobilität – vor dem Gebäude stehen nämlich Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge zur Verfügung. Stegemann: «GF hat in allen Bereichen der Nachhaltigkeit jeweils die fortschrittlichste Option gewählt.»