Adventskalender - Tür 19
Wie in anderen Ländern gefeiert wird
In der Schweiz wird Weihnachten traditionell mit der Familie rund um einen bunt geschmückten Christbaum gefeiert. Aber wie sieht das Weihnachtsfest in anderen Ländern aus? Länder, in denen es beispielsweise gar keine Tannenbäume gibt? Das haben wir für sie herausgefunden und nehmen Sie mit auf eine weihnachtliche Reise rund um den Globus.
Litauen: Eine Mischung aus Heidentum und christlicher Symbolik
Der Heilige Abend – Kūčios – in Litauen ist ein besonderer Anlass mit sehr alten Traditionen. Die ganze Familie versammelt sich zum rituellen Mahl, genannt «kūčia». Kūčios ist ein Urlaubstag in Litauen, und die Vorbereitung auf den Abend beginnt am frühen Morgen. Die Hauptgerichte werden zubereitet, und jeder Winkel des Hauses wird gereinigt.
Es gibt einige Aberglauben: Es ist verboten, an diesem Tag die Kleidung zu nähen oder das Brennholz zu hacken. Obwohl jeder Mensch das warme Weihnachtsgefühl in seinen Herzen spürt, ist die wichtigste Regel von Kūčios, ruhig zu bleiben und trotzdem nicht zu feiern. Der Esstisch muss nach litauischer Tradition einfach sein – keine kostbaren Dekorationen, rote Tischdecken und traditionelle Weihnachtslieder.
Wenn die Familie ein tolles und glückliches neues Jahr haben möchte, sollte das Abendessen aus 12 Gerichten bestehen, ohne Fleisch und teuren Fisch – nicht weniger und nicht mehr. Die Traditionen von Kūčios haben sich im Laufe der Zeit verändert, und heutzutage ist es eine Mischung aus Heidentum und christlicher Symbolik. So symbolisieren 12 Gerichte die 12 Monate des Jahres und die 12 Jesus-Apostel. Das traditionelle Getränk heisst Kisielius, ein dickes Getränk aus Preiselbeeren, Zucker und Kartoffelstärke. Das wichtigste Gericht des Abends ist das Kūčiukai, eine kleine traditionelle Backware aus Hefeteig und Mohn, die dem litauischen Heiligabend den Namen gibt.
Kenia: Nairobi für einmal leergefegt
In Kenia wird wie in der Schweiz auch am 25. Dezember gefeiert. Die meisten Leute reisen über die Festtage zu ihren Eltern in ihr Heimatdorf und bleiben nicht in den Städten. «Nairobi fühlt sich immer leer an während dieser Zeit», sagt Martin, ein Freund, der in der Hauptstadt wohnt. «Meine Freunde und ich sagen immer, das ist die friedlichste Zeit des Jahres, endlich mal kein Stau.»
Am Weihnachtsmorgen ist es Tradition, mit der Familie die Kirche zu besuchen. Anschliessend wird zusammen gekocht und grilliert: «Food and more food» sei das Motto. Das beliebteste Weihnachtsessen ist das Nationalgericht «Nyama Choma», gegrilltes Ziegenfleisch, das mit Reis und Fladenbrot gegessen wird. Manche Familien brauen sogar ihr eigenes Bier für das Weihnachtsfest.
Nachmittags zeigen die Kinder den Erwachsenen ihre neuen Kleider und Spielsachen – das sei früher das Highlight für Martin gewesen. «Jetzt als Erwachsener hast du andere Prioritäten. Für mich ist es das Wichtigste, bei meiner Familie und meinen Freunden, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, zu sein.» Oft kommt nur an Weihnachten die ganze Familie zusammen.
Schweden: Glühwein und Donald Duck
In Schweden wird am 24. und nicht am 25. Dezember gefeiert . Den Morgen verbringen Familien gemeinsam und bereiten Mittag- und Abendessen vor: Zum Zmittag gibt es meist eingelegten Hering («hoer duerves»), Kartoffeln und Brot mit Weihnachtskäse und noch mehr «hoer duerves», wie Gunilla, eine Freundin aus Stockholm erzählt.
Nach dem Essen wird auf gespannt gewartet auf «Kalle Anka» – Donald Duck. Um 15 Uhr zeigt das nationale Fernsehen traditionellerweise eine Zusammenstellung aus Donald Duck-Filmen. Es sei Tradition zu «Kalle Anka» schwedischen Glühwein – «Glögg» mit Rosinen und gehobelten Mandeln als Einlage – aus der eigenen Tasse zu trinken und Weihnachtskekse dazu zu essen.
Nach dem gemeinsamen Fernsehen wird ein «frühes aber langes Abendessen» gegessen. «Dazu gehören natürlich schwedische Fleischbällchen», so Gunilla. Aber auch Weihnachtsschinken mit Senfglasur und mehr «hoer duerves». Nach dem Essen werden Geschenke ausgepackt und danach gibt es einen traditionellen Reispudding, «ris à la Malta». Dieser wird auch «tömtegröt» – santa’s porridge – genannt. «Danach schaut meine Familie noch gemeinsam einen Weihnachtsfilm vor dem Schlafengehen.»
Tschechien: Von Fischen in Badewannen
In Tschechien spricht gibt es viele Traditionen und Bräuche, man spricht auch von der «Böhmischen Weihnacht». In den Häusern und Wohnungen werden Weihnachtsbäume aufgestellt und geschmückt, an Heiligabend besuchen viele Familien die Mitternachtsmesse in der Kirche.
Das traditionelle Weihnachtsmenü an Heiligabend besteht aus einer Fischsuppe. Darauf folgt panierter Weihnachtskarpfen mit Kartoffelsalat. Das Spezielle am Karpfen ist, dass er bereits einige Tage vor Weihnachten lebend gekauft und in der Badewanne gehalten wurde. Ein Gebäck, das gerne gegessen wird, ist «Trdelnik», eine Art Baumkuchen, der auf einer Rolle gebacken und mit Zucker bestreut wird. Eigentlich stammt es aus der Slowakei, ist aber sehr beliebt in Tschechien.
Zu den weihnachtlichen Traditionen gehört zudem das «Apfelschneiden»: Ein Apfel wird in der Mitte durchgeschnitten, die Anordnung der Kerne deutet einem die Zukunft. Erscheint ein Stern, wird es ein gutes Jahr, sieht man ein Kreuz, bedeutet dies Pech im nächsten Jahr.
Mexiko: Farbige Christbäume und Krippen mit Tortillas
In Mexiko beginnen die Feierlichkeiten zu Weihnachten bereits Mitte Dezember. Dabei wird bis Heiligabend jeden Tag die Geschichte von Maria und Josef nachgespielt: Ein verkleidetes Paar wird zunächst an der Haustür abgewiesen, findet aber letzten Endes Einlass.
Auch Krippen, bekannt als «Nacimiento Navidad» sind sehr beliebt und die Figuren werden oft lebensgross gebaut. Sie bestehen oft aus Ton und werden traditionell innerhalb der Familie weitergegeben. Neben den bewährten Figuren Maria, Josef, Jesus, den Hirten und den Heiligen Drei Königen gibt es oft viele andere, darunter Frauen, die Tortillas backen, Menschen, die Lebensmittel verkaufen, und verschiedene Tiere und Vögel, wie Flamingos. Die Figuren können auf Märkten in ganz Mexiko gekauft werden. Das Jesuskind wird normalerweise an Heiligabend in die Szene aufgenommen. Die Heiligen Drei Könige werden am 6. Januar hinzugefügt.
An Heiligabend schliesslich gibt es eine grosse Fiesta mit Tanz und Musik, Kinder freuen sich über die «Piñata», eine mit Süssigkeiten gefüllte Pappfigur. Ebenso heiter ist das eigentliche Weihnachtsfest. Der Christbaum ist meist ein künstlicher, er darf auch pink oder blau sein. Nach der Mitternachtsmesse wird der Weihnachts-Truthahn verspeist, anschliessend wird bis in die Morgenstunden gefeiert.
Brasilien: Gestohlenes Jesuskind und Strandausflug
In Brasilien sind Krippenspiele sehr beliebt, nur gibt es dazu eine andere Version: Bei den Hirten ist auch eine Frau dabei und es gibt gar eine weitere Protagonistin, die versucht, das Jesuskind zu stehlen.
An Heiligabend wird die Mitternachtsmesse besucht, die normalerweise um 1 Uhr morgens endet. Nach der Messe gibt es in den grossen Städten oft Feuerwerke und grosse LED-Weihnachtsbäume. Wichteln, bekannt als «amigo secreto» (geheimer Freund), ist in Brasilien zu Weihnachten sehr beliebt. Es ist Tradition, den ganzen Dezember über kleine Geschenke mit einem vorgetäuschten Namen (Apelidos) zu überreichen. Am Weihnachtstag verraten die Leute, wer ihr Amigo Secreto war.
Da es in Brasilien zur Weihnachtszeit Sommer und deshalb heiss ist, gehen die Leute gerne an den Strand. Zu den beliebtesten Weihnachtsgerichten in Brasilien gehören Schweinefleisch, Truthahn, Schinken, Salate sowie frische und getrocknete Früchte. Alles wird mit Rosinen gekochtem Reis und einem guten Löffel «farofa» (gewürztes Maniokmehl) serviert. Das Essen wird normalerweise an Heiligabend gegen 22 Uhr serviert und genau um Mitternacht begrüssen sich die Menschen, sprechen einen Toast aus, wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und tauschen danach Geschenke aus.
Philippinen: «Santa Klaws» und Reiskuchen
Auf den Philippinen können in Geschäften bereits im September die ersten Weihnachtslieder erklingen. Die formellen Weihnachtsfeiern beginnen am 16. Dezember mit den ersten Weihnachtsmessen und dauern bis zum ersten Sonntag im Januar an, wenn das Fest der Heiligen Drei Könige gefeiert wird.
Weihnachtsbräuche auf den Philippinen sind eine Mischung aus westlichen und einheimischen philippinischen Traditionen. Es werden Weihnachtsbäume aufgestellt und Weihnachtskarten geschrieben, aber auch die «Parol» wird aufgestellt. Dabei handelt es sich um eine beleuchtete Sternenlaterne aus Bambusstreifen und buntem Papier, die an einer Bambusstange aufgehängt wird.
Am Weihnachtsabend gehen viele Leute in die Kirche, nach der Messe folgt ein Mitternachtsfest – die Noche Buena. Die Noche Buena ist ein grosses Fest der offenen Tür, bei dem Familie, Freunde und Nachbarn vorbeischauen, um allen ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Die meisten Haushalte bereiten dazu ein Essen vor, das unter anderem «Lechon» (gebratenes Schwein), Schinken, Obstsalat, Reiskuchen («Bibingka» oder «Puto Bumbong») umfasst.
Eine Person sticht in der philippinischen Weihnachtszeit besonders hervor: Er nennt sich Santa R-Kayma Klaws und verbreitet seit über 50 Jahren Weihnachtsstimmung unter armen philippinischen Kindern, indem er bei Anlässen und Firmenveranstaltungen in armen Gegenden der Philippinen als Weihnachtsmann auftritt. Santa R-Kayma Klaws besitzt die einzige Rentierfarm der Philippinen.
Dominikanische Republik: Weihnachtsbaum mal anders
Zur Weihnachtszeit ist es in der Dominikanischen Republik warm. Da es keine Tannen zum Schmücken gibt, helfen sich die Dominkaner anderweitig: Sie dekorieren «Charamicos» (ein umgangssprachliches Wort für einen trockenen Ast). Dies können handgefertigte kleine Weihnachtsbäume aus Stroh, Zweigen und biegbarem Holz sein, die weiss gestrichen wurden – das soll den Schnee imitieren. Oder aber es werden «Charamicos» in Form von Kugeln, Sternen, Engeln oder Tieren gefertigt.
Eine alte Tradition der Dominikaner am Weihnachtstag war es, sich gegenseitig keine materiellen Geschenke zu machen, sondern Zeit mit Familie, Freunden und Nachbarn zu verbringen. Essen und Wein waren die einzigen Dinge, die man zu Weihnachten mit nach Hause nehmen durfte. Das Weihnachtsessen besteht aus «Cerdo Asado» (Schweinebraten). Es wird oft mit «Pasteles en Hojas» (ähnlich wie Tamales, in Bananenblättern gekocht) serviert. Zum Nachtisch gibt es unter anderem «Jalea de Batata» (Süsskartoffelpudding) und «Turrón» (Nougat mit Nüssen). Ein beliebtes Weihnachtsgetränk ist «Jengibre», ein warmes alkoholfreies Getränk aus Ingwerwurzel und Zimt – dieses wird auch bei Erkältung und Grippe empfohlen.
Die Kinder singen gern das Weihnachtslied «El Burrito de Belén» (Der kleine Esel von Bethlehem). Es erzählt die Geschichte eines Kindes, das mit seinem Esel nach Bethlehem reist, um das Jesuskind zu sehen.