«Ausgestorbene Berufe in der Region»: Der Seiler

Ralph Denzel | 
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Der Seiler war ein harter Beruf, der vor allem in unseren Breiten wenig einbrachte. Bild: Pixabay

In unserer Serie «Ausgestorbene Berufe» blicken wir auf Berufe, die es heute aus verschiedensten Gründen nicht mehr gibt. Heute: Der Seiler.

Seiler hatten es nicht einfach im Mittelalter.  Im Unterschied zu den beruflich verwandten Reepschlägern, welche die grossen Taue für Schifffahrt in Hafenstädten herstellten und damit teils Ansehen und Reichtum erlangen konnten, war der Seiler der, der die kleineren Stricke nähte.

Einerseits konnte er diese natürlich nicht so gewinnbringend verkaufen wie zum Beispiel ein Reepschläger, andererseits war seine Ware oft zu teuer für die, die sie brauchten. Für Bauern auf dem Feld reichten oft auf die Seile, welche diese selbst mit einfachsten Mitteln herstellen konnten.

Schaffhausen um das 16. Jahrhundert. Bild: Stadtarchiv

Die Herstellung eines Seils war eine langwierige und schwere Arbeit. Meistens wurden die Seile aus Flachs oder Hanf hergestellt. Die Rohmaterialien mussten jedoch zuerst bearbeitet werden. Dazu wurden sie er die sogenannte Röste gebracht. Das war meistens ein Teich, in den zum Beispiel der Flachs gelegt wurde, bis sich das Holz von den Fasern löste. Es wurde getrocknet und später mit Nägeln bezogenen Brettern durchzogen, damit die restlichen Holzreste abgehen. Nun endlich konnte man die sogenannte Litze erstellen– das sind ineinander gedrehte Flachsschnüre, aus denen letztlich das Seil gedreht wurde.

Die schwierige und langwierige Arbeit war jedoch nicht das einzige Problem, welches die Seiler hatten. Auch der Umgang mit dem Material war schwierig. So verlor der Flachs mindestens ein Drittel seiner Länge, wenn es aufgedreht wurde.

Kein Wunder also, dass viele Seiler sich einen Nebenverdienst suchten und auch allerlei andere Dinge an den Mann brachten. Beliebt waren zum Beispiel Fackeln. Pech war meistens sowieso in der Werkstatt der Seiler vorhanden, welches sie für die Veredelung ihrer Seile brauchten. Fackeln konnten schnell und einfach gefertigt werden und so ein schnelles Zubrot verdient werden – wenn mal wieder keiner gute Seile kaufen wollte.

Unbeliebt bei der Zunft

Das brachte natürlich Neider auf den Plan. Vor allem die Krämer, also Händler, waren nicht begeistert von der Konkurrenz durch die Seiler. Denn auch sie waren immer darauf bedacht, ein gutes Geschäft zu machen. Es gibt Berichte aus dieser Zeit, wonach die Konkurrenz durch den unerwünschten Handel der Seiler so gross wurde, dass die Krämer ihren Konkurrenten irgendwann gewisse Güter zusprach, welche dann nur noch diese verkaufen durften.

Noch heute knüpfen sie Seile

Der Seiler ist an sich eigentlich nicht ausgestorben – er lebt noch, zumindest über seinen artverwandten Bruder, den Reepschläger. Diesen Beruf findet man noch heute in grösseren Hafenstädten wie Hamburg. Trotzdem wurde dieser Beruf immer unwichtiger, da Seile durch Maschinen gefertigt werden konnten.

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