Das sollte man über Erdbeben wissen

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Eines der stärksten Beben seit Jahren hat am Montagabend die Schweiz erschüttert. Mit einer Magnitude von 4.6 auf der Richterskala war es auch in Schaffhausen deutlich spürbar. Doch wie kommt es überhaupt zu Erdbeben?

Die Erdkruste besteht aus sieben grossen Platten sowie vielen kleinerer Platten. Diese bewegen sich aufeinander zu (konvergent), voneinander weg (divergent) oder aneinander vorbei (transform).

Erdbeben entstehen durch einen plötzlichen Spannungsabbau entlang von Brüchen in der Erdkruste. Aufgrund der ständigen Bewegung der tektonischen Platten baut sich in den Gesteinsschichten auf beiden Seiten eines Bruches Spannung auf. Wenn diese genug gross ist, entlädt sich diese in einer plötzlichen, ruckartigen Bewegung. Die dabei freiwerdende Energie breitet sich in Form von Wellen durch die Erde und entlang der Erdoberfläche aus und verursacht die als Erdbeben wahrgenommenen Erschütterungen.

erdebeben grafik 1

Quelle: SED

Die unterschiedlichen Bebentypen

Tektonische Beben: Die mit der Plattentektonik zu erklärenden Beben machen den Grossteil der weltweit auftretenden Erdbeben aus und treten vermehrt an den Randbereichen der tektonischen Platten auf.

Induzierte Beben: Diese Erdbeben werden durch menschliche Aktivitäten ausgelöst: Tunnelbau, Befüllen von Stauseen und Geothermie- oder Fracking-Projekte.

Vulkanische Beben: Sie stehen im Zusammenhang mit aktivem Vulkanismus. Sie sind in der Regel nicht so stark und oft relativ nah an der Oberfläche.

Einsturzbeben: Wie aus dem Namen abzuleiten, werden Einsturzbeben durch den Einsturz von Höhlen, insbesondere in Karstgebieten, oder durch grosse Erdrutschungen ausgelöst.

Erdbeben in der Schweiz

In der Schweiz verzeichnet der Schweizerische Erdbebendienst (SED) rund 500 bis 800 Erdbeben pro Jahr. Jedoch nur 10 bis 15 davon sind stark genug (Magnitude grösser als 2.5), dass sie von der Bevölkerung gespürt werden.

Etwa alle zehn bis 20 Jahre kommt es zu einem Erdbeben mit einer Magnitude von mindestens 5. Grössere Erdbeben mit einer Magnitude von 6 oder mehr kommen in der Schweiz nur alle 50 bis 150 Jahre vor.

Die Erdbeben, die in der Schweiz beobachtet werden, sind in erster Näherung die Folge des Aufeinanderprallens der europäischen und der afrikanischen Lithosphärenplatten und spiegeln die zugrundeliegende Mechanik dieses Prozesses wider.

Querschnitt durch die Lithosphäre mit den verschiedenen Kräften, die in der Tiefe auf die Alpen einwirken

Querschnitt durch die Lithosphäre mit den verschiedenen Kräften, die in der Tiefe auf die Alpen einwirken Quelle: SED (Singer et al. 2014, EPSL).

Rund um die Uhr überwachen über 150 vom SED installierte und betreute Messstationen die Erdbebenaktivität in der Schweiz und im grenznahen Ausland.

Hohes Erdebenrisiko

Die Schweiz ist ein Land mit moderater Erdbebengefährdung, sie weist jedoch ein hohes Erdbebenrisiko auf. Gemäss «Risikobericht 2015» des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) gelten Erdbeben nach Stromengpässen und Pandemien als drittgrösstes Risiko für die Schweiz.

Erdbebengefährdung Schaffhausen

Erdbeben sind die Naturgefahr mit dem grössten Schadenspotential der Schweiz. Im schweizweiten Vergleich ist die Gefährdung im Kanton Schaffhausen tief.

Erdbeben Gefährdung

 

 

Verhalten bei starken Erdbeben

Verhalten

Im Gebäude

  1. In Deckung gehen (z. B. unter einem stabilen Tisch).
  2. In Acht nehmen vor herunterfallenden oder umstürzenden Gegenständen (z. B. Regale, schwere Möbel, Fernseher, Musikanlagen und Beleuchtung) sowie die Nähe zu Fenstern und Glaswänden meiden, die zerbrechen könnten.
    Das Gebäude nur verlassen, wenn die Umgebung sicher ist (wenn z. B. keine weiteren Gegenstände wie etwa Ziegel herunterfallen).

Im Freien

  1. Im Freien bleiben, nicht in ein Gebäude fliehen.
    Nähe zu Gebäuden, Brücken, Strommasten, grossen Bäumen und weiteren Dingen meiden, die einstürzten oder herunterfallen könnten.
    An Gewässern Uferbereich verlassen.

Im Auto

  1. Fahrzeug anhalten und während des Bebens nicht verlassen.
    Wenn möglich nicht auf Brücken, Tunnels oder in Unterführungen anhalten.
    Nähe zu Gebäuden am Strassenrand meiden (Einsturzgefahr).

 

Erbebenglossar

Ein Hypozentrum bezeichnet die Lage eines Erdbebenherdes im Untergrund und wird normalerweise in Tiefe, geographischer Länge und Breite angegeben.

Ein Epizentrum ist die senkrechte Projektion eines Hypozentrums auf die Erdoberfläche, wird in geographischer Länge und Breite angegeben und kann somit auf einer Karte zweidimensionalen Karte eingezeichnet werden.

Die Magnitude gibt Auskunft über die während eines Bebens freigesetzte Energie beziehungsweise dessen Stärke. Grundsätzlich gilt: je grösser die Magnitude eines Erdbebens, desto stärker die dadurch ausgelösten Bodenbewegungen. Im Gegensatz zur Intensität, die je nach Distanz zum Erdbeben und Untergrund unterschiedlich ausfällt, ist die Magnitude ortsunabhängig.

Unterschiedliche Magnitudentypen

Die wohl bekannteste Magnitudenskala wurde 1935 vom Physiker und Seismologen Charles Richter entwickelt. Auch heute noch wird in der Schweiz die Grösse eines Erdbebens normalerweise in Einheiten auf der Richterskala angegeben (Lokalbebenmagnitude).  Mit der Zeit wurde allerdings festgestellt, dass sich die Richterskala nur für Erdbeben in einem bestimmten Magnituden- und Distanzbereich eignet. Darum wurden weiter Magnitudenskalen entwickelt. Detaillierte Informationen finden Sie hier: «Häufig gestellte Fragen» auf der Homepage des Schweizerischen Erbebendienstes.

 

Quelle dieser Informationen: Schweizerischer Erdbebendienst

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