«Star Wars» – in einer finsteren Galaxis

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Starke Frauenfigur mit dem Selbstbewusstsein einer Leaderin: Felicity Jones als Jyn Erso. Bild: Key

Einen Vorteil hat der neue «Star Wars»-Film: Er steht für sich allein. Diese Freiheit nutzt «Rogue One» für ein Science-Fiction-Abenteuer, das so kriegerisch und düster ist wie keines seiner Vorgänger und ab heute in den Kinos läuft.

Es beginnt vertraut – und doch anders. Zwar gibt es den Schriftzug «Es war einmal vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxie...», aber es fehlen die vertraute Laufschrift und die berühmte «Star Wars»-Fanfare von John Williams, die Komponist Michael Giacchino durch ein verwandtes Motiv ersetzt hat. In diesem Spannungsfeld des Bekannten, das anders klingt und aussieht, bewegt man sich als Zuschauer während der nächsten 133 Minuten in «Rogue One».

Vertraut ist durchaus der Auftakt, bei dem ein Kind zur Waise wird. Um dann, nicht unähnlich der weiblichen Heldin Rey zuletzt in «Star Wars VII», zu lernen, sich mit Mut, Kampfeslust und Selbstbewusstsein zu behaupten. Felicity Jones spielt Jyn Erso als eine junge, unpolitische Frau, die anfangs nichts wissen will von der Bedrohung durch das Imperium und von den Rebellen.

Stiefkind nutzt seine Freiheiten

Was sie denn tun würde, wenn überall Flaggen des Imperiums hängen würden, fragt sie ihr Ziehvater Saw Gerrera (Forest Whitaker), der sich zum Extremisten entwickelt hat. «Nicht nach oben schauen», antwortet Jyn. Doch da ahnt sie, dass sie bereits fest in diesen Krieg verstrickt ist, und entwickelt bald eine Bereitschaft zur Leaderin.

«Rogue», was übersetzt Gauner und Schelm bedeuten kann, drängelt sich sozusagen hinein. Zwischen «Star Wars III: Die Rache der Sith» (2005) und «Star Wars IV: Eine neue Hoffnung» (1977), dem ersten Sternenkrieg-Märchen von George Lucas. «Rogue One» ist ein sogenanntes Spinn-off, ein Ableger. Ein cineastisches Stiefkind, das für sich allein steht, aber irgendwie doch zur Familie gehört. Der britische Regisseur Gareth Edwards und seine Drehbuchautoren Chris Weitz und Tony Gilroy haben sich diese Freiheit zunutze gemacht. Ihr Film hat gegenüber dem «Star Wars»-Universum eigentlich nur eine Aufgabe: Er erklärt, wie die Rebellen zu den Plänen für den Todesstern kommen. Jene Pläne, die dann Luke Skywalker und Han Solo dazu dienen, den Todesstern anzugreifen. Aber abgesehen davon erzählt «Rogue One» von Charakteren und Orten, die neu und unbekannt sind. Das beansprucht zuerst etwas viel Exposition, die Handlung springt in rascher Folge von einem fremden Planeten zum nächsten, bis sich allmählich ein Kern von Hauptfiguren etabliert hat.

Unter den Rebellen ist mit Pilot Bodhi Rook (Riz Ahmed) erneut ein Überläufer des Imperiums vertreten. Zusammen mit dem jungen Rebellen­offizier Cassian Endor (Diego Luna) und Jyn rückt ein ähnliches Trio ins Zentrum wie zuvor bei J. J. Abrams und seinem «Das Erwachen der Macht». Dies bleibt dann allerdings die einzige Parallele zum kassenträchtigen Neustart des Weltraummärchens vor einem Jahr.

Erwachsen geworden

Von Nostalgie ist dieses Mal wenig zu spüren, einmal abgesehen vom prägnanten und bedrohlichen Auftritt von Darth Vader. Der Tonfall bei Gareth Edwards ist wesentlich finsterer und ernster. Noch nie wirkten die Schlachten zwischen den Sturmtruppen des Imperiums und den Rebellen so grausam.

Der Blutzoll, der in «Rogue One» bezahlt wird, damit im chronologisch anschliessenden «Star Wars»-Klassiker die Helden gefeiert werden können, ist hoch und erstaunlich unbarmherzig in seiner Konsequenz. Das Märchen ist hier definitiv erwachsen geworden.

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