Wenn Brass einmal ganz anders tönt

United Brass Schaffhausen überraschte mit unerwarteten Arrangements.
VON KARL HOTZ
«So klingt Brass», verkündet der Flyer für die Adventskonzerte von United Brass Schaffhausen selbstbewusst – und übertreibt damit kaum. Die gut zwei Dutzend Musiker unter der Leitung von Christian Plaschy – er dirigierte äusserst zurückhaltend, aber sehr präzis – bewiesen in Schaffhausen (Samstag) und in Stein am Rhein (Sonntag), dass die ursprünglich aus England stammende Form der Blasmusik in reiner Blechbesetzung und mit Kornetten anstelle von Trompeten eine sehr grosse Bandbreite aufweisen kann.
Bemerkenswerte Bandbreite
Natürlich durfte mit «Montreal Citadel» (Norman Audoire) auch ein klassischer Marsch nicht fehlen – ohne geht es bei einer Blasmusik ja kaum. Aber daneben wurden auch fast lyrische Stücke zu Gehör gebracht. So etwa «Meeting of the Waters« (Richard Rock), das entfernt an Smetanas «Moldau» erinnert und zwei Flüsse zum Thema hat, die sich vereinigen und am Schluss ins Meer münden. Herausragend dabei das Solo auf dem Flügelhorn von Bernhard Stäheli, das einen verdienten Sonderapplaus erntete. Die zuerst sanft fliessenden Melodien, um im Bild zu bleiben, vereinigten sich zu einem mächtigen Strom, um dann ruhig im Meer aufzugehen.
Ganz anders «Bat out of Hell» von Jim Steinmann und Meat Loaf: Das 1977 erschienene Stück rockte und swingte fast wie das Original. Dabei bewiesen besonders die vier Bässe, wie vielfältig diese Instrumente gespielt werden können.
Furioses Finale
Überhaupt: Plaschy gab den einzelnen Instrumenten immer wieder Gelegenheit, sich darzustellen. Erwähnenswert etwa «Happy Trombones» (Rob Ares): Wie schon der Titel sagt, konnten dabei die drei Posaunisten Hansruedi Surbeck, Philipp Wehrli und Georges Riediker (mit der selten gespielten Bassposaune) ihr Können demonstrieren.
Eine ganz besondere Erwähnung verdienen die als Schlussstück gespielten «Visionen« (Mario Bürki und Stefan Kurzo). Die Interpreten verteilten sich im Laufe des Stücks rund um die Zuhörer. Ein Teil der Musiker fungierte singend als Unterstützung der furiosen Rhythmusgruppe (Severin Gugolz, Sonja Schneider, Roman Neidhart), immer andere Solisten oder ganze Gruppen variierten das Grundthema, von brausenden Tuttis wurde zu ganz leise gewechselt – kurz: Das Stück war nicht allein musikalisch höchst überraschend, sondern auch eine begeisternde Show, die riesigen Applaus erhielt.