Es braucht Innovation!
Lindlifäscht, Unterstadtfest, Tour de Suisse, Konzerte im Mosergarten, der neue Loungebetrieb in der Rhybadi und das Summer-Dream-Fest: In Schaffhausen ging in diesem Sommer so einiges. Damit wurden all jene eines Besseren belehrt, die sich beschweren, Schaffhausen verkomme langsam, aber sicher zur Schlafstadt.
Lindlifäscht, Unterstadtfest, Tour de Suisse, Konzerte im Mosergarten, der neue Loungebetrieb in der Rhybadi und das Summer-Dream-Fest: In Schaffhausen ging in diesem Sommer so einiges. Damit wurden all jene eines Besseren belehrt, die sich beschweren, Schaffhausen verkomme langsam, aber sicher zur Schlafstadt. Die meisten Schaffhauser scheinen an den Festen und Veranstaltungen auch ihre Freude gehabt zu haben, denn sonst wären diese ja nicht oft gut besucht gewesen.
Trotzdem gibt es auch immer wieder Gruppen, die sich – natürlich teilweise auch zu Recht – gestört fühlen. Zum Beispiel, wenn sie des Nachts wegen dröhnender Bässe kein Auge zumachen. Nun kommt die Kritik an einem gegebenen Anlass aber aus dem Lager der Gastronomen in der Altstadt. Sie fürchten um ihr Weihnachtsgeschäft. Stein des Anstosses: eine temporäre Alphütte auf dem Herrenacker während der festlichen Wochen.
Da wird mit den Zähnen geknirscht
Die «Bockalp», die vom 23. November bis zum 31. Dezember die Türen öffnet, verführt mit heimeligem Licht, fellbesetzten Bänken und natürlich Holz, Holz und Holz. Es gibt Fondue, aber auch Raclette und Suppen. Das scheint den ansässigen Firmen, aber auch den Schaffhausern so gut zu gefallen, das bereits 3000 Plätze reserviert wurden. Die Veranstalter haben dafür schon die Zeitspanne verlängert, an der die Hütte geöffnet sein wird. Von den 35 verfügbaren Abenden sind bereits 22 ausverkauft. Klingt ganz nach einer Erfolgsgeschichte. Adrian Brugger von Flow Productions, die auch «Stars in Town» ausrichten, plant jedenfalls schon für den darauffolgenden Winter.
Die Schaffhauser Wirte knirschen bei diesen Aussichten mit den Zähnen. «Das ist wieder kontraproduktiv für die Gastronomie in der Altstadt», sagt der Präsident von Gastro Schaffhausen, Renato Pedroncelli. Tomislav Babic vom Restaurant Falken erklärt gar das Weihnachtsgeschäft zur Kampfzone. Und Daniel Ciapponi vom Theaterrestaurant spricht von einer «gewissen Wettbewerbsverzerrung». Es sei einfacher, ein Lokal kurze Zeit zu eröffnen, Gewinn einzustreichen und wieder zu schliessen.
Das ewige Cordon bleu reicht nicht
Letztlich kann man beide Seiten gut verstehen. Doch: Es braucht Innovation in Schaffhausen! Und wer generell in der Gastronomie überleben will, muss heute kreativ werden. Ewig Cordon bleu mit Pommes anzubieten, befriedigt den Gast nur für eine gewisse Zeit – es sei denn, es ist ein überragend gutes Cordon bleu, das es sonst nirgends gibt. Doch gerade solche Innovationen gibt es auch im Kleinen in Schaffhausen mehr und mehr: Von der Aktion «Wine & Dine» in der Wirtschaft zum Frieden bis zur Strassenmusik vor dem Cuba Club. Also warum nicht die «Bockalp» als sportliche Herausforderung sehen und selbst etwas anbieten, das die Kundschaft lockt? Nach dem Motto: Was die können, können wir schon lange!
Wobei man ja auch sagen muss, dass es drei Schaffhauser Restaurants sind, die an der «Bockalp» beteiligt sind, nämlich «Meier’s Pool», «Myrta» und «Tabaco». Und das dürfte doch schon einmal ein Trost sein: Es sind immerhin keine Auswärtigen, die einfach kommen, das hiesige Weihnachtsgeschäft abgrasen und anschliessend Schaffhausen wieder den Rücken kehren. So gesehen bleibt der Ertrag ja in der Stadt. Ausserdem, jeder Gast der hier in Schaffhausen ein schönes Weihnachtsessen erlebt, geht nicht über die Grenze nach Deutschland, wo es günstiger wäre.
Der Sorge Rechnung tragen
Im Zusammenhang mit der «Bockalp» wird auch gefragt, ob die Stadt eine solche Aktion überhaupt bewilligen soll. Dazu muss man sagen: Es wäre prekär, wenn eine Stadt Innovation ausbremsen würde. Und gerade auf dem Herrenacker, der so schon als oft recht verwaister Platz erlebt wird, wäre das falsch. Doch langfristig muss der Stadtrat auch der Sorge der Wirte ernsthaft Rechnung tragen und sie bei seinen Entscheidungen mit einbeziehen: Schliesslich sind sie es, die zur ganzjährigen Belebung der Altstadt beitragen, Teil der touristischen Attraktivität sind, Lehrlinge ausbilden und nicht zuletzt auch Arbeitsplätze bieten und sichern. Innovation ist gut, zu viel Innovation lässt hingegen die im Nieselregen stehen, die das «Altbewährte» vertreten. Und eben auch das hat seine Berechtigung in einer Stadt.