Den falschen Schluss gezogen

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Das Atomkraftwerk Beznau. Bild: ENSI

Zu: «Vernünftige Energiepolitik», SN vom 22. 10.

Christian von Burg meint in seinem Leserbrief zu Recht, dass am Strommarkt Überkapazität herrsche.

Seine Schlussfolgerung: Nicht in die Stromproduktion investieren, schon gar nicht in erneuerbare Energie. Ein besseres Konzept wäre: Überkapazitäten abbauen, indem man Kernkraftwerke, die mit höherem Alter immer störungsanfälliger werden, geregelt vom Netz nimmt. Zum Beispiel die weltweit ältesten und maroden Kernkraftwerke Beznau I und II, die seit Fukushima immer wieder vom Netz genommen werden müssen und nur noch phasenweise funktionsfähig arbeiten. Es ist ja nicht so, dass nicht investiert würde: Die Axpo investierte in den letzten Jahren über 700 Millionen in die Nachrüstung von Beznau, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Ist das vernünftige Energiepolitik, endlos in störungsanfällige AKWs zu investieren, anstatt auf eine nachhaltige, erneuerbare Versorgung umzurüsten? Zurzeit ist neben Beznau I auch das produktionsstärkste Atomkraftwerk Leibstadt wegen Problemen im Reaktorkern vom Netz, sicher bis Februar 2017. Hat irgendjemand deswegen eine Stromlücke zu Hause? Bei der Energieversorgung und dem Ausstieg aus der Kernenergie ist es wie einst bei der Einführung der Katalysatoren oder beim Bau von Kläranlagen:

Es braucht klare Parameter, die Investitionssicherheit garantieren und somit Fortschritt ermöglichen. Was es nicht braucht, ist eine Hasardeuren­strategie, die jedes Kilowatt neue Erneuerbare torpediert und auf neue ­Reaktoren hofft wie auf eine Wunderkanone. Falls tatsächlich neue, nachhaltige und sicherere Technologien entwickelt werden, die auf dem Markt bestehen können, ist die Tür nie zu. Bis dahin sollten wir uns geordnet, das heisst ohne Stromlücke, von so vielen alten Reaktorkernen verabschieden wie möglich.

von Lukas Baumann, Schaffhausen

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