Was Start-ups aus Misserfolgen lernen können

Louise Østergaard | 
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Bloss nicht verzweifeln – Rückschläge zu erfahren heisst Erfahrung zu sammeln. Bild: Pixabay

Uns Schweizern fällt das Scheitern besonders schwer. Tabea Hablützel von StartHub Schaffhausen erklärt, warum das so ist – und welche Erkenntnisse Gründer daraus ziehen können.

Trotz Innovation, Risikobereitschaft und dem Streben nach Erfolg scheitern die meisten jungen Unternehmen – und das oft schneller als erwartet. Dass Bauchlandungen zum Gründungsprozess dazugehören, weiss auch Tabea Hablützel vom StartHub Schaffhausen. Wichtig sei, das Pferd wieder zu satteln. 

Mut muss man lernen

«Wir Schweizer sind weniger risikobereit, gerade wenn es darum geht, etwas Selbstständiges auf die Beine zu stellen», sagt Hablützel. Sie hat ihre eigene Videoproduktionsfirma gegründet, kennt die Herausforderungen aber auch durch ihre ehrenamtliche Arbeit bei StartHub Schaffhausen: Die Community für Unternehmen und Selbstständige vernetzt, inspiriert und fördert den Wissensaustausch – und stärkt dadurch das unternehmerische Denken in der Region Schaffhausen.

 Tabea Hablützel, StartHub Schaffhausen
Wer gut vernetzt ist, muss nicht jeden Fehler selbst machen – und kann aus den Erfahrungen anderer lernen.»
Tabea Hablützel, StartHub Schaffhausen

«Mut zur Selbstständigkeit entsteht oft im Elternhaus: Wer kein unternehmerisches Vorbild in der Familie hat, fühlt sich später meist in einem Angestelltenverhältnis wohler», so Hablützel.

Fehlende Absicherung

«Wir sind keine Angsthasen, aber die Schweiz begünstigt die Selbstständigkeit nicht», sagt Hablützel. Das schweizerische System basiert auf der AHV sowie der beruflichen Vorsorge; wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagt oder ein Start-up gründet, muss sich zunächst eigenverantwortlich um soziale Absicherung und Vorsorge kümmern. Skandinavien, aber auch Länder wie Frankreich oder Deutschland bieten Gründern bessere Absicherung – etwa durch Sozialversicherungssysteme, Mutterschaftsleistungen oder Gründungszuschüsse.

Die Unternehmenskultur des Scheiterns

Auch in den USA gilt das Scheitern eines Start-ups nicht als Stigma, sondern als wichtiger Schritt auf dem Weg zum Erfolg. Laut der Harvard Business Review «Why Silicon Valley Celebrates Failure – and Why You Should Too» gehören Misserfolge dazu.

Wer gescheitert ist, zeigt Mut, Risikobereitschaft und Lernfähigkeit – Eigenschaften, die von Investoren oft positiv bewertet werden. «Fail fast, learn faster» – dieser Leitsatz beschreibt die Haltung, aus Fehlern schnell zu lernen und das nächste Projekt besser zu machen.

In den USA gehört es zum unternehmerischen Alltag, mehrere Anläufe zu brauchen, um erfolgreich zu werden. Scheitern wird als Erfahrungsschatz gesehen, nicht als persönliches Versagen. Immer mehr europäische Länder orientieren sich an den amerikanischen Leitsätzen. In der Schweiz ist Scheitern aber häufig noch mit Scham verbunden, was Innovationen und mutige Gründungen bremsen kann. Eine offenere Fehlerkultur könnte helfen, mehr erfolgreiche Unternehmen hervorzubringen.

Am Ball bleiben – Hilfe holen

Weil es in der Schweiz eben keine Auffangnetze gibt, braucht es nicht nur Mut zur Gründung, sondern auch den langen Atem, um dranzubleiben. Tabea Hablützel beobachtet, dass viele nach dem Schritt in die Selbstständigkeit wieder in ein sicheres Angestelltenverhältnis zurückkehren.

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Um dem entgegenzuwirken, sei es entscheidend, am Puls der Zeit zu bleiben und sich stetig weiterzubilden. «Viele tun sich ausserdem schwer mit Themen wie Vorsorge und Liquidität oder finden schlicht nicht die Zeit, sich darum zu kümmern», so Hablützel. Wer selbst keine Expertise hat, kann sich professionelle Unterstützung holen – von einer Treuhänderin oder einem Berater, die bei komplexen oder zeitaufwendigen Aufgaben entlasten. «Idealismus allein reicht nicht – wirtschaftliches Denken ist für den Erfolg essenziell.»

Mentoring und Netzwerke

Auch ein starkes Netzwerk ist Gold wert: Es bietet Zugang zu wertvollen Kontakten, potenzieller Kundschaft und Investoren. «Wer gut vernetzt ist, muss nicht jeden Fehler selbst machen – und kann aus den Erfahrungen anderer lernen.» Erfahrene Mentorinnen und Mentoren helfen dabei, typische Fehler zu vermeiden, geben ehrliches Feedback, können durch Krisen navigieren und bei strategischen Entscheidungen helfen.

Übung macht den Meister

Ein gescheitertes Start-up bedeutet nicht das Ende einer Unternehmerkarriere – im Gegenteil: Viele erfolgreiche Unternehmer haben aus Niederlagen wichtige Lektionen gezogen. So etwa Alain Frei, einer der bekanntesten Start-up-Gründer der Schweiz, der 51 Projekte scheitern liess, bevor er mit dem 52. Erfolg hatte: Amorana. Heute ein Multimillionen-Unternehmen – aber auch ein Beispiel dafür, dass Erfolg Zeit braucht.

Der Erfolg ist vom Scheitern manchmal gar nicht so weit entfernt. Wichtig ist: am Ball bleiben! Bild: Pixabay

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