Eine Ära im SN-Sport geht zu Ende

Nach 34 Jahren endet das aktive Berufsleben von Sportredaktor Hans Christoph Steinemann. Der Handball- und Volleyballexperte wird frühpensioniert.
Am Montag wird Hans Christoph Steinemann letztmals seinen Arbeitsplatz in der Sportredaktion einnehmen. «Aus- und Aufräumen ist angesagt», kommentierte er dies. Denn ab Dienstag ist «hcs», wie er immer seine Artikel kennzeichnete, im Vorruhestand und somit Pensionär. Mit ihm geht einer, der in über drei Jahrzehnten den Sportteil der «Schaffhauser Nachrichten» nachhaltig geprägt hat.
Auch wenn es ihm ein Gräuel ist, wenn er diesen Beitrag sehen wird, weil er nicht so gerne im Mittelpunkt steht, kann man nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern muss in diesem Fall sogar ganz im Sinne des Gewürdigten ausdrücklich gegen dessen Wunsch verstossen, etwas Grosses über ihn zu schreiben. Denn eines kann man hcs attestieren: Er ist gegenüber Autoritäten oder Vorgesetzten stets kritisch gewesen und hat alles Aufgezwungene hinterfragt. Aber niemals im Sinne eines Querulanten, sondern immer mit der Überlegung, wie man etwas noch besser machen kann. Polizistentum ist etwas, was Redaktor Steinemann überhaupt nicht ausstehen kann.
Als Quereinsteiger, vor seiner Zeit als Sportjournalist absolvierte er eine Ausbildung in einem Reisebüro und arbeitete als Buchhalter, kam er zur Zeitung. Daneben spielte er früher Handball und war auch als Schiedsrichter im Einsatz. Die Vorliebe zum Sport und die besondere Beziehung zu Zahlen und Terminen konnte hcs bei seiner Arbeit als Redaktor perfekt um- und einsetzen.
Der grosse Planer
Für seine Kollegen war er der grosse Planer. Egal ob die Redaktionsdienste oder die Abdeckung von Sportterminen, die Planung war sein Metier. Ein ganz grosses Anliegen ist es ihm, dass vor allem beim Herzstück des hiesigen Sports, der Rubrik «Regionalsport von A bis Z», das Geschehen umfassend abgebildet wird und der Leserschaft zudem die ganze Bandbreite der Sportarten in der Region präsentiert wird. Dabei hatte hcs immer ein Faible für Randsportarten.
Den Spitzensport wie Handball und Volleyball begleitet er seit vielen Jahren, analysiert die Spiele und hält engen Kontakt zu den führenden Köpfen dieser Sportarten. Ebenso wie zum Turnsport, Tennis und zum Rudern, bei denen er über viel Hintergrundwissen verfügt. Dabei ist eines ebenso prägend wie die Berichterstattung vor Ort: Hans Christoph Steinemann hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. So manchem der Sportfunktionäre trat er schon auf die Füsse. Doch die wenigsten waren längerfristig verärgert, weil hcs bei aller Kritik immer fair geblieben ist.
Nur eines kann Steinemann nicht ausstehen, wenn nachlässig gearbeitet wird und wichtige Dinge übersehen werden. Dann wissen seine Kollegen, dass es ein Donnergrollen aus Löhningen, wo er wohnt, geben wird. Aber auch dabei steht immer die Sachlichkeit, mal lauter, mal weniger laut vorgetragen, im Vordergrund.
Engagierter Lehrmeister
In seinen über drei Jahrzehnten bei den SN hat hcs vielen jungen Leuten die ersten Schritte im Journalismus ermöglicht. So beispielsweise der Thayngerin Doris Kleck, die heute in führender Position bei den CH-Media-Zeitungen und als Bundeshaus-Korrespondentin arbeitet. Für sie geht eine Ära bei den Nachrichten zu Ende. «Ich habe von HC viel gelernt. Zunächst einmal ganz banales journalistisches Handwerk, etwa dass die Chronologie der Ereignisse in einem Artikel keine Rolle spielt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er meinen ersten Artikel redigiert hat. Zweitens, dass der Sport die interessantesten Geschichten schreibt. Und drittens, wie wichtig Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Leidenschaft im Journalismus sind. Und genau dies hat HC vorgelebt. Immer sehr kollegial und hilfsbereit.» Über ähnliche Erfahrungen kann auch Beat Rechsteiner, heute der Unternehmensleiter der Meier & Cie. AG, berichten. «Hcs hat mir das 1x1 des Journalismus beigebracht und mich als Jungspund auf der Sportredaktion betreut. Besonderes Merkmal dabei: Er hat mir immer viel zugetraut, mich machen lassen – und er hat sich stets hinter mich gestellt, wenn ich einmal über das Ziel hinausgeschossen bin. Ich verdanke hcs viel. Mit ihm verlieren die SN einen Fachmann mit einem enormen Wissen, das weit über den Sport hinausreicht. Und einen loyalen, zupackenden, grosszügigen Kollegen, dessen jahrzehntelange Arbeit für unsere Zeitung kaum hoch genug eingeschätzt werden kann.» Versehen hat Rechsteiner seine Beurteilung mit der Bemerkung: «Danke, lieber hcs, ich werde unsere regen Diskussionen über Gott und die Sportwelt vermissen.»
Auch wenn Hans Christoph Steinemann nicht mehr jeden Tag im Blatt zu finden sein wird, so bleibt er der Tageszeitung als freier Mitarbeiter erhalten, der immer wieder sein Wissen im Handball und Volleyball einbringen wird, worüber die aktuelle Sportredaktion überaus froh ist. Privat begleiten ihn die besten Wünsche. «Bleib gesund und geniesse die Zeit mit deiner Partnerin Nadine und hol das nach, was in der langen Zeit als Redaktor oft zu kurz kam», wünschen ihm die alten Kollegen.