Blaue Zonen sollen das Städtli entlasten

Jean-Claude Goldschmid | 
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Ab 1. Januar gilt es ernst: Im Städtli Neunkirch wird die Parkierzeit neu mit Blauen Zonen begrenzt. Für Irritation sorgen derzeit aber eher die neuen Bodenmarkierungen für Fussgänger.

«Das wird zu einer spürbaren Entlastung führen», ist sich der scheidende Neunkircher Tiefbaureferent Urs Wildberger sicher. Auf Anfang Jahr bekommt das historische Städtli Neunkirch seine Blauen Zonen. Aufgespritzt sind die Parkflächen zwar schon seit Mitte November – aber umgesetzt wird das Ganze erst ab 1. Januar. Ab dann werden fehlbare Autofahrer gebüsst.

Die Voraussetzungen für dieses neue Konzept wurden an der vorletzten Gemeindeversammlung im Juni geschaffen – mit einem Ja zu einem Kredit von 94 500 Franken. Im Prinzip geht es um insgesamt 34 Parkplätze – je 17 links und rechts der Vordergasse. Auf ihnen gilt ab dem 1. Januar grundsätzlich die Blaue Zone mit einer maximalen Parkdauer von 90 Minuten und eine Parkscheibenpflicht, und zwar montags bis samstags zwischen 7 und 18 Uhr. Anwohner können eine Anwohnerparkkarte kaufen, die 30 Franken pro Monat kostet und für ein halbes oder ein ganzes Jahr erhältlich ist. Sie löst auch die bisherige Nachtparkgebühr in ganz Neunkirch ab.

Beschränkungen für Anwohner

Mit dieser Karte können die Anwohner montags bis samstags von 18 bis 7 Uhr sowie sonntags unbeschränkt parkieren – aber nur in bestimmten Zonen, die mit Tafeln signalisiert sind. Es geht um die Areale hinter der Städtlikirche, am Müligraben, an der Grabenstrasse sowie hinter der Clientis-BS-Bank. Die Regelung gilt auch für den Kiesplatz hinter dem Parkplatz Rote Fabrik, welcher zugleich auch als Besucherparkplatz dient und mit seinen 46 vermieteten Parkplätzen seit diesem Jahr als flankierende Massnahme dazu beitragen soll, die Parksituation zu entlasten. Die weissen Parkfelder dort sind für Besucher reserviert und dürfen von Anwohnern nicht belegt werden.

Für Benutzer des Sportplatzes Randenblick und der Städtlihalle stehen der Parkplatz beim Schulhaus sowie der Kiesplatz bei der Roten Fabrik zur Verfügung. Für Behinderte gibt es überdies rund ein halbes Dutzend speziell reservierte Parkplätze in und ausserhalb des Städtlis. Die Bevölkerung von Neunkirch wurde kürzlich mit zwei Flugblättern über diese neuen Regelungen informiert.

«Wir sind sehr froh, dass es mit den Blauen Zonen nun endlich losgeht», so Wildberger. Die Situation mit dem wilden Parkieren im Städtli sei über die Jahre immer schlimmer geworden. Dar­unter hätten nicht nur die Anwohner, sondern auch das Gewerbe gelitten.

Die vorliegende Lösung hat der Gemeinderat nun zusammen mit dem Ingenieurbüro Wüst Bauingenieure AG erarbeitet. «Dabei sind auch einzelne Elemente einer Machbarkeitsstudie des Vereins Forum Städtli Neunkirch übernommen worden», sagt der Tiefbaureferent. Allerdings habe man die Vorschläge des Forums nicht zu 100 Prozent umgesetzt. Namentlich das vom Forum vorgeschlagene Einbahnsystem sei für den Gemeinderat kein Thema gewesen. Für Gewerbetreibende und deren Kunden wäre ein solches System nämlich nicht förderlich.

Wildberger verspricht sich von der Verkehrsberuhigung durch die Blaue Zone auch eine Attraktivierung des historischen Charakters des Städtlis. Die Idee dazu sei auch schon alt. Drei frühere Studien habe man aber nie umgesetzt.

In drei Jahren will man seitens der Gemeinde Bilanz ziehen und schauen, ob das Regime allenfalls angepasst werden muss. Das Echo aus der Bevölkerung auf die Blauen Zonen sei überwiegend positiv, sagt Wildberger. Er sei jedenfalls sehr froh, dass er dieses Projekt noch vor seinem Rücktritt habe zu Ende führen können.

«Nicht gut umgesetzt»

Heinz Michel, Präsident des Forums Städtli Neunkirch, ist weniger glücklich über das neue Regime. «Es ist eine gute Idee, die aber nicht gut umgesetzt wurde», sagt er. «Wir wären in unserem Konzept viel weiter gegangen.» Man habe dem Forum ja vorgeworfen, einen Schilderwald aufstellen zu wollen. Aber genau einen solchen habe man jetzt installiert. «Ein Parkplatzregime fürs Städtli war nötig», räumt Michel ein. «Aber ästhetisch ist das Resultat einfach nicht befriedigend.» Der Vorschlag des Forums wäre zwar kostspieliger gewesen, hätte das Städtli aber viel mehr aufgewertet.

Sehr unschön findet Michel vor allem die neuen Markierungen für die Fussgänger. «Die rechten Winkel und die Fussabdrücke sind optisch eine regelrechte Farce», sagt er. «Rechtsumkehrt läuft man im Militär, aber doch nicht durch ein Städtli.» Nun sei er gespannt, wie man sich an das neue Regime gewöhne. Ob es wirklich eingehalten werde, sei für ihn noch eine offene Frage. Er sehe jedenfalls keine markante Verbesserung für Anwohner und Gewerbe. Das Forum hätte die ganze Vordergasse neu gestalten und überdies einen gegenläufigen Einbahnverkehr etablieren wollen. Darauf sei der Gemeinderat aber nicht eingegangen. «Auch die hässlichen Betonkübel mit ihren paar Pflanzen wirken eher hilflos», findet Michel.

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